38 Fragen und Antworten



FrageDIE TAGE DER SCHÖPFUNG IN DER GEOLOGIE

Wie kann die biblische Aussage, dass Gott die Welt in 6 Tagen geschaffen hat mit den Aussagen der geologischen Wissenschaft übereinstimmen, die hoch besagt, dass das Alter der Erde viele Tausende von Jahren beträgt?


Antwort
Wisse, dass die Tage der Schöpfung keine Sonnen-Tage waren wie die unsrigen.

Ein Tag der Schöpfung ist ein Zeitraum, dessen Länge wir nicht kennen. Möglicherweise war er nur einen zeitlichen Augenblick lang, möglicherweise aber auch Tausende oder Millionen von Jahren, die jeweils mit einem Anfang und einem Ende begrenzt wurden: „Es ward Abend und es ward Morgen“.

Die Beweise hierfür sind viele. Wir nennen einige:

Der nach dem Sonnengang berechnete Tag hat eine Zeitspanne, die sich errechnet aus der Länge zwischen einem Aufgang der Sonne und ihrem wiederholten Aufgang oder zwischen einem Untergang der Sonne und ihrem wiederholten Untergang. Die Sonne aber wurde erst am vierten Tage geschaffen. Waren also die ersten vier Tage sonnenberechnete Tage? Die Sonne war ja noch nicht erschaffen.

Gemäß der Hl. Schrift hat der siebte Tag sein Ende bis jetzt noch nicht erreicht; denn hier sagt die Hl. Schrift nicht: „Es ward Abend und es ward Morgen: siebter Tag.“ Es sind bereits Tausende von Jahren seit Adam bis heute vergangen, ohne dass dieser siebte Tag zu Ende gegangen ist. Folglich sind die Tage der Schöpfung keine Sonnen-Tage, sondern sie bedeuten Zeiträume von uns unbekannter Länge.

Mit einem umfassenden Wort sagt die Hl. Schrift über die ganze Schöpfung mit ihren sechs Tagen: „Das ist die Entstehungsgeschichte von Himmel und Erde, als sie erschaffen wurden. Zur Zeit, als Gott, der Herr, Erde und Himmel machte.“ [1Mo 2:4]. Somit wurden die sechs Tage der Schöpfung alle mit dem Ausdruck „am Tage“ zusammengefasst.

Mögen nun die Wissenschaftler der Geologie über das Alter der Erde sagen, was sie wollen, die Hl. Schrift jedenfalls nannte für die Erde kein bestimmtes Alter, das mit den Aussagen der Wissenschaftler im Widerspruch stünde. Vielmehr sind die Maßstäbe der Zeit aus der Sicht Gottes durch den Propheten so erklärt:

„Das eine aber, liebe Brüder, dürft ihr nicht übersehen: dass beim Herrn ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag sind.“ [2Pt 3:8]



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-07-17
FrageWANN WURDE DAS LICHT ERSCHAFFEN?

Im Buche Genesis wird erwähnt, dass Gott das Licht am ersten Tag erschuf [1Mo 1:3], doch es heißt auch, die Erschaffung von Sonne, Mond und Sternen war am vierten Tage [1Mo 1:14]-[1Mo 1:18].
Was ist der Unterschied zwischen diesen beiden Ereignissen, und wann wurde eigentlich das Licht erschaffen: am ersten Tag oder am vierten Tage?



Antwort
Gott schuf das Licht am ersten Tag gemäß der Schrift, aber welche Art von Licht? Es war Licht als Substanz, ein Ball von leuchtendem Feuer, aus dem Gott am vierten Tage die Sonne, den Mond und die Sterne schuf.

Am vierten Tag hatte Gott auch die Gesetze für die Gestirne und deren feste Bahnen und Beziehungen zueinander festgelegt.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-07-17
FrageÜBER DIE ERSCHAFFUNG DES MENSCHEN

Im Buche Genesis sind zwei Schilderungen über die Erschaffung des Menschen, die eine steht im ersten Kapitel und lautet: „Gott schuf den Menschen als Mann und Frau“, die andere steht im zweiten Kapitel und heißt: „Gott schuf zuerst Adam und hernach Eva.“
Wie sind beide Schilderungen miteinander in Einklang zu bringen?



Antwort
Die Schöpfung des Menschen ist eine Geschichte für den einen Menschen. Im 1. Kapitel wurde sie als Zusammenfassung erwähnt; im 2. Kapitel dann ausführlicher.
Im ersten Kapitel wurde die Erschaffung des Menschen als Teil der gesamten Schöpfungsgeschichte erwähnt, im zweiten Kapitel aber im Detail:

• So wird dort geschildert, wie Adam aus Staub erschaffen wurde und wie ihm hernach Gott den Odem des Lebens einhauchte, schließlich wie Er Eva von einer der Rippe Adams erschuf, und die Gefühle Adams vor der Erschaffung Evas und danach.

• Auch wird im zweiten Kapitel, die Namensgebung von Adam und Eva aufgeführt.

Beide Schilderungen sind also ergänzend zueinander.
Bei der ersten finden wir den erteilten Segen Gottes an den Menschen und die für ihn erlaubte Nahrung; bei der zweiten die Art und Weise des Erschaffens, die Namensgebung und die Erwähnung des Paradieses.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-07-17
FrageIST DIE ERDE EIN TEIL DER SONNE?

Ich habe in einem der Bücher eine Kritik an der Schöpfungsgeschichte - wie sie im 1. Kapitel des Buches Genesis beschrieben wird – gelesen, nämlich: dass die Erde – gemäß der Aussagen der Wissenschaftler – ein Teil der Sonne ist, während die Hl. Schrift sagt, dass die Sonne am vierten Tag erschaffen wurde, d.h. nach der Erde.
Wie kann also die Erde ein Teil von etwas sein, das nach ihr geschaffen wurde und wie erklärt sich dieser Widerspruch?



Antwort
Die Wissenschaftler sagen nicht, dass die Erde ein Teil der Sonne wäre und sich von ihr gelöst hätte, sonst wäre die Sonne heute um diesen Teil geringer.
Die Wissenschaftler behaupten vielmehr, dass die Erde ein Teil unseres Sonnensystems ist und nicht ein Teil der Sonne. Die Erde war ein Teil von den Lichtgestirnen des lodernden Feuerballs, der zweifellos geleuchtet hatte; eben diesen feurigen Ball hat die Hl. Schrift gemeint mit dem Ausspruch Gottes am ersten Tag: „Es werde Licht!“ und es ward Licht. Von diesem Feuerball löste sich die Erde und begann langsam abzukühlen, bis ihre Oberfläche völlig kalt geworden war und geeignet, dass Pflanzen am dritten Tag darauf wachsen konnten.

Am vierten Tag schuf Gott aus diesem Feuerball auch die Sonne, den Mond, die Sterne, die Planeten, die Sternschuppen, die Laufbahnen der Gestirne und alle Himmelskörper und ordnete ihre Zusammenhänge.

Die Sonne blieb also seit dem vierten Tag vollständig an ihrem Platz; von ihr hatte sich nie eine Erde gelöst; vielmehr ordnete der Herr das Verhältnis zwischen der Erde und der Sonne, dem Mond, den anderen Sternen und Planeten nach den Gesetzen der Astronomie, die Gott am vierten Tage festsetzte.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-07-18
FrageDIE KINDER GOTTES UND DIE KINDER DER MENSCHEN

Im Buche Genesis wird von der Schilderung der Sintflut folgendes erwähnt: „Da sahen die Gottessöhne, wie schön die Menschentöchter waren, und sie nahmen sich von ihnen Frauen, wie es ihnen gefiel“ [1Mo 6:2].
Wer sind also die Gottessöhne und wer sind die Töchter der Menschen?



Antwort
Die Gottessöhne sind die Nachkommen von Seth, und die Töchter der Menschen sind die Nachkommen von Kain.
Als nämlich der gerechte und fromme Abel erschlagen worden war, wurde an seiner Stelle Seth geboren und Seth gebar Enos: „Damals begann man den Namen des Herrn anzurufen.“ [1Mo 4:26]. Auch im Stammbaum lesen wir: „Der Sohn des Enos, des Seth, des Gottessohnes Adam.“ [Lk 3:38].

Die Söhne des Seth wurden Gottessöhne genannt, denn sie stammten aus einem geheiligten Geschlecht, aus dem auch Noah, dann Abraham, dann David und schließlich Jesus hervorging. In Jesus aber wurden alle Völker der Erde gesegnet, nämlich die Gläubigen, welche Gott angehören und den Segen Adams erhielten [1Mo 1:28], und dann den Segen Noahs [1Mo 9:1].

Es ist sehr schön, dass Gott einige Menschen als Seine Söhne bezeichnet hatte, noch bevor die Sintflut begann. Die Söhne des Kain aber wurden nicht Gott angehörig denn jene fielen unter den Fluch des Kain. [1Mo 4:11]. Sie wandelten auf dem Wege der Verderbtheit, und deshalb wurden sie die Kinder der Menschen genannt. Sie alle wurden bei der Sintflut ertränkt.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-07-18
FrageÜBER DEN SCHÖPFER DES GUTEN UND DES BÖSEN

Ist Gott nicht vollkommen gut? Wie kann man über Ihn sagen, dass Er der Schöpfer des Guten und des Bösen ist [Jes 45:7], wo doch das Böse mit dem Wesen Gottes unvereinbar ist?


Antwort
Zunächst einmal müssen wir wissen, was das Wort „gut“ und das Wort „böse“ in der Sprache der Hl. Schrift bedeuten, denn jedes von ihnen hat mehrere Bedeutungen. Der Begriff „böse“ kann für „Sünde“ gebraucht werden, und dies kann unmöglich mit dem Ausspruch „Schöpfer des Bösen“ [Jes 45:7] gemeint sein. Das Wort „böse“, im Sinne von „Sünde“ kann unmöglich mit „Güte Gottes“ und mit „Der vollkommen Gute“ vereinbart werden. Das Wort „böse“ kann jedoch in der Sprache der Hl. Schrift aber auch „Bedrängnisse“ und „Nöte“ bedeuten.

Auch das Wort „gut“ kann zwei sich gegenüberstehende Bedeutungen haben:
a) „Gut“ kann heißen: „Gerechtigkeit“ und „Frömmigkeit“ als Gegensatz zu „Sünde“.
b) Es kann aber auch heißen: „ Reichtum“, „Überfluss“, „Segen“, und für die verschiedenartigsten Gaben – materielle und nicht-materielle – stehen als Gegensatz zu den Bedrängnissen.

Am allerdeutlichsten sehen wir dies in der SCHILDERUNG VOM GERECHTEN JOB Als es nämlich von den Bedrängnissen eingefangen wurde, da murrte seine Frau. Er aber rügte sie und sprach: „Wie eine Törin redet, so redest du. Nehmen wir das Gute an von Gott, sollen wir dann nicht auch das Böse annehmen?“ [Hi 2:10]. Job hatte also mit dem Wort „das Böse“ nicht „die Sünde“ gemeint, denn ihn traf ja keine Schuldvergeltung seitens Gott. Job meinte mit „das Böse“ lediglich die Bedrängnisse, die über ihn gekommen waren wie:
- Tod seiner Kinder;
- Einsturz seines Hauses;
- Verlust seiner Kinder, Schafe, Kamele und Esel.

Alle diese Bedrängnisse und Unglücksfälle werden üblicherweise „das Böse“ genannt. Über diese Unglücksfälle sagt die Hl. Schrift: „Die drei Freunde Hiobs hörten von all dem Bösen, das über ihn gekommen war. Und sie kamen, jeder aus seiner Heimat: Elifas aus Teman, Bildad aus Schuach und Zofar aus Naama. Sie vereinbarten hinzugehen, um ihm ihre Teilnahme zu bezeigen und um ihn zu trösten.“ [Hi 2:11].

In diesem Sinne sprach auch der Herr von GOTTES STRAFEN ÜBER DAS VOLK ISRAEL: „So spricht der Herr: Ich bringe Unheil über diesen Ort und seine Bewohner, alle Flüche, die im Buch geschrieben stehen, das man dem König von Juda vorgelesen hat.“ [2Chr 34:24]. Natürlich hat Gott mit dem Wort „Böses“ „Sünde“ nicht gemeint.

Der Herr hat nämlich mit dem „Bösen“ gemeint: Die Verbannung, die noch über das Volk Israel kommen sollte, seine Niederlage vor seinen Feinden und die restlichen Schläge, mit denen Er es züchtigte.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-07-18
FrageWAS BEDEUTET: „DER KAUFE SICH EIN SCHWERT“?

Wie kann Christus der Herr, König des Friedens und Friedenstifter Seinen Jüngern sagen: „Wer aber kein Geld hat, verkaufe seinen Mantel und kaufe dafür ein Schwert.“ [Lk 22:36]. Was bedeutet also der Auftrag an die Jünger, ein Schwert zu kaufen? Und als sie Ihm antworten: „Zwei Schwerter sind hier!“, erwiderte Er: „Genug davon.“ [Lk 22:38].


Antwort
Jesus Christus hatte niemals das Schwert in seiner buchstäblichen und materiellen Bedeutung gemeint. Ein Beweis dafür ist seine Aussage einige Stunden später, als man Ihn festnehmen wollte. Damals zog Petrus sein Schwert heraus, schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters aus und hieb diesem sein rechtes Ohr ab. Als dann sprach Jesus zu Petrus: „Stecke das Schwert in die Scheide!“ [Joh 18:11]. „Denn alle, die das Schwert ergreifen, werden durch das Schwert umkommen.“ [Mt 26:52].

Wenn also der Herr die Jünger jemals zur Verwendung des Schwertes aufgerufen gehabt hätte, dann hätte Er Petrus nicht bei dessen Gebrauch zurückgewiesen – ausgerechnet in einer Situation wie dieser!

Der Herr verwendete aber das Wort „Schwert“ als Sinnbild für den Kampf.

Der Herr sprach zu Seinen Jüngern auf Seinem Weg nach Gethsemane [Lk 22:39] – also in den letzten Augenblicken in denen Er mit den Elfen sprechen konnte, unmittelbar vor Seiner Gefangennahme, um gekreuzigt zu werden.

Nachdem Er gesagt hatte: „Der verkaufe seinen Mantel und kaufe dafür ein Schwert.“, fügte Er unmittelbar hinzu: „Ich sage euch: An mir muss sich das Schriftwort erfüllen: Er wurde zu den Verbrechern gerechnet. Denn alles, was über mich gesagt ist, geht in Erfüllung.“ [Lk 22:37].

Was ist also die Verbindungslinie, welche beide Aussagen zusammenfügt? Diese ist folgendes: Christus will ihnen damit sagen: „Als ich bei euch weilte, habe Ich Selbst euch beschützt; Ich war das Schwert, das euch geschützt hat. Nun aber gehe Ich hin, um von den Sündern gefangengenommen zu werden, damit das Schriftwort: „Sogar unter die Übeltäter wurde Er gerechnet“ sich an Mir erfüllt. Sorgt also für euch und kämpft.“

Da Ich euch also verlasse, so soll ein jeder von euch den Kampf des Geistes führen und sich ein Schwert kaufen.

Der Hl. Apostel Paulus spricht in seinem Brief an die Epheser von:
- „SCHWERT DES GEISTES
- VOLLRÜSTUNG GOTTES
- PANZER DER GERECHTIGKEIT und vom
- SCHILD DES GLAUBENS“. [Eph 6:11]-[Eph 6:17]

Das ist es, was Christus der Herr meint, wenn Er sagt: „Damit ihr bestehen könnt gegenüber den Anschlägen des Teufels während dieses geistigen Kampfes.“

Aber die Apostel hatten diesen übertragenen Sinn damals noch nicht erfasst; und deshalb sagten sie: „Zwei Schwerter sind hier.“

Aber schon vorher hatte Er zu ihnen im gleichen übertragenen Sinne gesprochen: „Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer“ [Lk 12:1] und meinte damit deren Heuchelei. Sie aber dachten, dass Er vom Brote redete [Mk 8:17].

Und dasselbe geschah nun, als Er von den Waffen des Geistes sprach, antworteten sie: „Hier sind zwei Schwerter.“ Christus erwiderte daraufhin: „Es ist genug.“ Und das hieß: Es ist nun genug der Rede über dieses Thema, denn die Zeit drängte. Der Herr meinte nicht die zwei Schwerter, mit dem Ausspruch: „Es ist genug“, sonst hätte Er ja gesagt: „Diese sind genug.“

Wir sollen daher stets unterscheiden zwischen der buchstäblichen Bedeutung eines Wortes vom Herrn und dem, was Er im übertragenen Sinne eines Wortes sagt. Manchmal erklären auch die Zusammenhänge, was gemeint ist.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-07-18
FrageDIE DREI GÄSTE VON ABRAHAM

Wer sind die drei Gäste, welche der Erzvater Abraham bewillkommnte? [1Mo 18]. Sind sie die Hl. Dreieinigkeit und war Abrahams Niederwerfen vor ihnen ein Beweis dafür?
Warum sprach er die Männer manchmal in der Mehrzahlform an und manchmal in der Einzahlform?
Ist dies ein Beweis für die Dreiheit in der Einheit?



Antwort
Wir können unmöglich sagen, dass diese drei Besucher die Heilige Dreieinigkeit darstellen, weil die Hl. Dreieinigkeit diese sichtbare und deutliche Trennung nicht hat. Gottsohn sagt nämlich: „Ich bin in Gott-Ur und Gott-Ur ist in Mir. Wer Mich sah, hat auch Gott-Ur gesehen“ [Joh 14:9]-[Joh 14:10]. Genauso wurde von Gott-Ur gesagt: „Niemand hat Gott je gesehen.“ [Joh 1:18].

Jedoch das Niederfallen Abrahams vor ihnen, war hier das der Hochachtung und der Würdigung, nicht aber das der Anbetung.
Abraham warf sich auch vor den Hethitern nieder, als er die Höhle Machpela von ihnen kaufte [1Mo 23:7]-[1Mo 23:12]. Hätte Abraham gedacht, dass er vor Gott stünde, so hätte er ihnen nicht Sahne und Milch sowie Brot und Fleisch angeboten und zu ihnen gesagt: „Ruhet unter dem Baum aus. Ich will einen Bissen Brot holen, und ihr könnt dann nach einer kleinen Stärkung weitergehen.“ [1Mo 18:4]-[1Mo 18:5].

Die Drei aber waren der Herr und zwei Engel.

Die beiden Engel gingen nach dieser Begegnung nach Sodom. [1Mo 18:16]-[1Mo 18:22] und [1Mo 19:1]. Doch Abraham stand immer noch vor dem Herrn [1Mo 18:22] und legte Fürbitte ein für Sodom. [1Mo 18:23].

Als unser Erzvater Abraham am Zelteingang diese Drei erblickte, waren sie in ihrer Pracht offensichtlich nicht gleich noch gleich in ihrer Erhabenheit. Der Herr leuchtete zweifellos deutlicher in Seiner Herrlichkeit und Würde hervor, und höchst-wahrscheinlich gingen die beiden Engel hinter Ihm her.

Deshalb hat unser Vater Abraham den Herrn – als Vorsteher dieser Gruppe – in der Einzahl angesprochen.

Er sagte nämlich zu Ihm: „O Gebieter, habe ich Gnade in Deinen Augen gefunden, so eile doch nicht an Deinem Knecht vorüber. Es werde ein wenig Wasser geholt; wascht euere Füße und ruhet unter dem Baum aus.“ Und das heißt: Erlaube, Gebieter, den beiden, die mit Dir sind, dass sie ihre Füße waschen dürfen in dem Wasser, das ich holen werde.

Das ist also der Grund für die Redeweise Abrahams, da er einmal in Einzahlund einmal in Mehrzahlform spricht. Es ist so, wie wenn du einem Offizier mit zwei Soldaten begegnest; du sprichst mit dem Offizier und meinst ihn zusammen mit seinen Begleitern gleichzeitig.

Wie bereits erwähnt, waren die drei Besucher: der Herr zusammen mit zwei Engeln. Die beiden Engel gingen nach Sodom [1Mo 19:1] und der Dritte blieb bei Abraham.

Es ist ganz klar, dass dieser Dritte der Herr Selber war. Beweise dafür sind folgende:

Es ist der Herr, Der zu Abraham sagte: „In einem Jahr komme ich wieder zu dir, dann wird deine Frau Sara einen Sohn haben.“ [1Mo 18:10]. Auch sagt die Hl. Schrift offen und im selben Kapitel und an vielen Stellen, dass es sich um den Herrn handelt.

So sprach der Herr zu Abraham: „Warum lacht Sara?“ [1Mo 18:13]. und: „Da sagte sich der Herr: Soll ich Abraham verheimlichen, was ich vorhabe?“ [1Mo 18:17]. „Dann sprach der Herr: „Das Klagegeschrei wider Sodom und Gomorrah ist groß...“ [1Mo 18:22].

Auch der Ausspruch Abrahams: „Muss nicht der ganzen Welt Richter das tun, was recht ist?“ bezeugt, dass er zweifellos mit Gott gesprochen hat. In diesem Sinne sind auch alle seine Fürbitten wegen Sodom.

Sogar sein Sprachstil deutet darauf hin: „Ich nahm mir vor, zu meinem Herrn zu reden, wiewohl ich nur Staub und Asche bin.“ Genauso ist die Redeweise des Herrn: „Wenn ich in der Stadt 50 Fromme finde, so will Ich dem ganzen Orte um ihretwillen vergeben.“ und: „Ich will es nicht tun, wenn Ich dort 30 finde.“ „Ich will nicht vernichten um der 10 willen.“

Es ist offensichtlich, dass diese Worte von Gott sind, denn Ihm ist die Allmacht zu vernichten und zu vergeben.

Die anderen zwei jedoch waren die beiden Engel, die nach Sodom gingen, wie es belegt ist in den Zitaten von [1Mo 18:16]-[1Mo 18:22] und [1Mo 19:1] sowie ihre berühmte Geschichte mit unserem Erzvater Lot. [1Mo 19].

Die Tatsache, dass die Drei auseinandergehen, beweist, dass sie nicht die Hl. Dreieinigkeit darstellen. Zwei gehen nach Sodom und der Dritte bleibt bei Abraham; Er bespricht die Angelegenheit der Nachkommenschaft von Sarah und erhört die Fürsprache wegen Sodom. Diese Trennung ist eher verständlich, wenn man von Gott und von zwei Engeln spricht und nicht von der Hl. Dreieinigkeit.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-07-18
FrageALLE, DIE VOR MIR KAMEN, SIND DIEBE UND RÄUBER

Was bedeutet das Wort des Herrn: „Ich bin die Tür zu den Schafen... Alle, die vor Mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört.“ [Joh 10:7]-[Joh 10:8]. Wie ist dies zu verstehen? Kann es denn möglich sein, dass Er alle Propheten, die vor Ihm kamen, als Diebe und Räuber bezeichnete?!


Antwort
Christus der Herr hat mit diesem Ausspruch niemals die Propheten gemeint.

Er sprach von denjenigen, die nicht durch die Tür hineingehen, und so fing Er Seine Rede an: „Wer in den Schafsstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber.“ [Joh 10:1]. Die Propheten jedoch sind durch die Tür hineingegangen, denn Gottvater Selbst hatte sie gesandt.

Wer ist denn mit den Räubern gemeint?

Es sind diejenigen, welche kurz vor dem Erscheinen Christi emporgekommen waren, um das Volk zu verführen. Von diesen hatte auch Gamaliel gesprochen.

Als die Hohenpriester die Apostel Christi zum Hohen Rat vor sich brachten, um sie zu richten wegen ihrer Verkündigung von Christi Auferstehung, da sprachen sie zu ihnen: „Ihr aber habt Jerusalem mit eurer Lehre erfüllt; ihr wollt das Blut dieses Menschen über uns bringen“ [Apg 5:28], und: „Sie hatten beschlossen, sie zu töten.“ [Apg 5:33]. „Da erhob sich im Hohen Rat ein Pharisäer namens Gamaliel, ein beim ganzen Volk angesehener Gesetzeslehrer; er ließ die Apostel für kurze Zeit hinaus-führen. Dann sagte er: Israeliten, überlegt euch gut, was ihr mit diesen Leuten tun wollt. Vor einiger Zeit nämlich trat Theudas auf und behauptete, er sei etwas Besonderes.
Ihm schlossen sich etwa 400 Männer an. Aber er wurde getötet und sein ganzer Anhang aufgerieben. Nach ihm trat in den Tagen der Volkszählung Judas, der Galiläer, auf; er brachte viel Volk hinter sich und verleitete es zum Aufruhr. Auch er kam um, und alle seine Anhänger wurden zerstreut. Darum rate ich euch jetzt: Lasst von diesen Männern ab, und gebt sie frei; denn wenn dieses Vorhaben oder dieses Werk von Menschen stammt, wird es zerstört werden; stammt es aber von Gott, so könnt ihr sie nicht vernichten; sonst werdet ihr noch als Kämpfer gegen Gott dastehen.“ [Apg 5:34]-[Apg 5:39].

Beispiele wie Theudas und Judas den Galiläer hatte Christus der Herr als Diebe und Räuber bezeichnet.

Er meinte diejenigen, die vor Ihm gekommen waren und behauptet hatten, etwas Besonderes zu sein. Sie hatten viel Volk verführt und wurden schließlich zerstreut. Man könnte ihnen auch beizählen: all die falschen Schriftgelehrten, welche die Menschen mit ihren Lehrten belasteten und welche Christus als „blinde Führer“ bezeichnete: Diese hatten die Schlüssel des Himmelreiches geraubt, sie selber gingen nicht hinein, und ließen auch diejenigen, die hineingehen wollten, nicht hinein. [Mt 23:13]-[Mt 23:15].



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-07-18
FrageDIE SCHULD DER VÄTER AN DEN KINDERN

Kann die Schuld der Väter an den Kindern heimgesucht werden gemäß der Hl. Schrift in [2Mo 20:5]? Kann man denn sagen: „Die Väter aßen unreife Trauben, und den Söhnen wurden die Zähne stumpf?“


Antwort
Die Väter können ihren Kindern körperlich die Folgen ihrer Sünden oder Krankheiten vererben.

Ein Vater sündigt und steckt sich dabei an. Sein Kind erbt die Krankheit von ihm. Manchmal erleiden die Kinder Nervenkrankheiten oder Geisteskrankheiten oder Formen von Blutkrankheiten bzw. Einige Missbildungen aufgrund der Erbmasse seitens ihrer Eltern. Oft sind auch die Krankheiten der Kinder und deren Schmerzen ein Grund für das Leiden der Eltern, insbesondere, wenn sie wissen, dass diese Krankheiten eine Folge ihrer eigenen Fehltritte sind.

Auch können die Kinder von ihren Eltern schlechte Wesenszüge oder eine verderbte Moral erben.

König Saul, zum Beispiel, war in seinem Wesen hart, ungerecht und schlecht; doch im völligen Gegensatz dazu war sein Sohn Jonathan. Jonathan vermochte mit David Freundschaft zu schließen; er liebte David und war ihm getreu.

Selbst wenn die Kinder die schlechten Wesenszüge von ihren Eltern geerbt haben, so ist es doch ein Leichtes für sie, diese abzulegen, wenn sie es nur wollen.

Manchmal erbt das Kind – als Folge der Fehler seines Vaters – Schulden oder Armut.
Dadurch leidet das Kind auf Erden sehr, seine Ewigkeit aber wird durch diese Gegebenheit nicht beeinflusst. Zu viele sind die Folgen, welche über die Kinder kommen gemäß dem Dichterwort: „Dies alles beging mein Vater an mir, ich aber verging mich an niemanden hier.“

Die Verurteilung der Kinder aufgrund der persönlichen Sünder ihrer Väter verneint die Hl. Schrift ausdrücklich und gänzlich, wie es im Buch Ezechiel geschrieben steht:

„Was habt ihr denn, dass ihr dieses Sprichwort im Lande gebraucht: „Die Väter aßen unreife Trauben, und den Söhnen wurden die Zähne stumpf!?“ Bei Meinem Leben – Spruch des Gebieters und Herrn – fürderhin soll man dieses Sprichwort in Israel nicht verwenden. Nur die Seele, welche sündigt, soll sterben.“

Das Kind trägt nicht von der Schuld seines Vaters, noch trägt der Vater von der Schuld des Kindes.

„Die Schuldlosigkeit des Gerechten ruhet auf ihm, und die Ruchlosigkeit des Gottlosen lastet auf jenem.“ [Hes 18:1]-[Hes 18:20].

Die Ruchlosigkeit des Königs Saul wurde seinem gerechten Sohne Jonathan nicht angelastet. Auch der gerechte König Josia trug nicht die Schuld seines Vaters Amon noch die seines Großvaters Manasse noch die seiner restlichen Ahnherren. [2Kö 21]-[2Kö 22].

Die Flüche des alt-testamentarischen Gesetzes sind im neuen Testament aufgehoben.

Wir beten in der Gregorios- Liturgie: „Du hast den Fluch des Gesetzes verbannt.“ Ein Beispiel für diesen Fluch ist Kana’an, der den Fluch seines Vater Cham getragen hat, und die Kinder Kana’ans trugen den Fluch bis da kam Christus der Herr; also nicht nur bis zur vierten Generation.

Nun aber lebst du im Bunde der Gnade und der Wahrheit [Joh 1:17], habe also keine Angst vor einem derartigen Fluch des Gesetzes, welchen die Söhne einst von ihren Großvätern ererbt hatten. Sei getrost! Wie oft doch kommt es vor, dass der Vater ruchlos ist, der Sohn aber gerecht, und sich weigert, auf demselben Pfade seines Vaters zu wandeln. Es kommt sogar vor, dass sich der Sohn seinem Vater widersetzt, den Worten des Herrn folgend: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als Mich, ist Meiner nicht würdig.“ [Mt 10:37].

Fürwahr, es ist unmöglich, dass Gott die Sünden dieses ruchlosen Vaters heimsucht bei dessen gerechten Sohn, der Belohnung verdient.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-07-18
FrageWARUM LOBT DER HERR DEN TREULOSEN VERWALTER?

Die Bibel sagt: „Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen (treulosen) Verwalters“ [Lk 16:8]. Wie kann der Herr den Verwalter loben, da er doch treulos ist?


Antwort
Der Herr lobte nicht alle Handlungen des Verwalters, sondern er lobte nur dessen Weisheit.

Daher heißt es auch im 2. Teil dieses Bibelverses:
„Anerkennend sprach der Herr von dem treulosen Verwalter, denn er hatte klug gehandelt.“

Dieser Mensch hatte sich nämlich – vorausblickend auf seine Zukunft vorbereitet – noch bevor er seine Verwaltung verlässt. Diese Vorbereitung im Gleichnis des treulosen Verwalters ist ein Sinnbild für die notwendige Vorbereitung auf unsere Ewigkeit, bevor wir diese Welt verlassen.

Der Herr hat uns mit diesem Gleichnis beschämt, indem er uns die Weisheit der Kinder dieser Welt entgegenhält.

Wenn schon die Kinder dieser Welt – trotz ihrer Sünden – soviel Weisheit besitzen, dann sollten die Kinder Gottes auch weise sein.

Dem Lob des Herrn über die Weisheit des treulosen Verwalters folgt daher unmittelbar der Vers: „denn die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes.“ [Lk 16:8]. Unser Herr wollte uns also mit diesem treulosen Verwalter beschämen, der ja doch zu den Kindern dieser Welt gehörte und dennoch sich für seine Zukunft vorzubereiten wusste.

Es gibt noch einen sehr wichtigen Punkt, den wir bei diesem und anderen Gleichnissen erwähnen möchten:

Es gibt einen spezifischen Vergleichspunkt, den wir nicht verallgemeinernd ausdehnen dürfen.

Wenn wir beispielsweise DEN LÖWEN loben, so loben wir in ihm nicht seine wilde Natur und Beutegier, sondern seine Kraft und seinen Mut. Auch wenn wir einen Menschen mit dem Löwen vergleichen, so meinen wir nicht, dass dieser eine Bestie sei und zu den Vierbeinern zähle, sondern wir loben in ihm seinen Mut und seine Kraft.

So ist es auch mit dem Gleichnis über den treulosen Verwalter: Das Lob gilt nur für die eine ganz bestimmte Fähigkeit, nämlich die Weisheit, sich für das Zukünftige vorzubereiten; es gilt nicht für all die anderen Eigenschaften.

Ein weiteres Beispiel, in dem dieser Punkt sehr deutlich erkennbar wird, ist DIE SCHLANGE. Sie ist die Ursache für all unsere Miseren, weil sie unsere Erzväter zu Fall brachte; und dennoch fand der Herr in ihr eine lobenswerte Eigenschaft, der wir ähneln sollten: „Seid daher klug wie die Schlangen.“ [Mt 10:16]. Heißt dies etwa, dass wir der Schlange in allem ähneln sollen? Da sie doch als Sinnbild für Hinterlist, Verschlagenheit und Boshaftigkeit gilt! So bleibt also der Vergleich und das Vorbild eingeschränkt und begrenzt auf die eine Fähigkeit; so gilt auch das Gleichnis über den treulosen nur bezüglich seiner Weisheit.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-07-19
FrageDIESES GESCHLECHT IST VERGANGEN

Der Herr unser Gott sprach im 24. Kapitel des Evangeliums unseres Lehrers Matthäus über die Zeichen von Ende der Zeit: „Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft.“ [Mt 24:34]. Jenes Geschlecht aber ist vergangen und viele nach ihm auch; die Welt aber ist nicht zu Ende. Wie ist dies zu erklären?


Antwort
Im Grunde sprach Christus unser Herr in [Mt 24] und [Mk 13] von zwei bestimmten Ereignissen:

1. der Zerstörung Jerusalems.
2. dem Untergang der Welt.

Er sprach also nicht ausschließlich vom Ende der Welt.

Seine Aussage: „Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht.“ ist eine Weissagung im Hinblick auf die Zerstörung Jerusalems.

Diese wurde tatsächlich erfüllt, als Jerusalem im Jahre 70 n. Chr. Völlig zerstört wurde; die Juden wurden in alle Richtungen der Erde zerstreut... und jenes Geschlecht war noch nicht vergangen.

Zu den Weissagungen Christi über die Zerstörung Jerusalems – und nicht über das Ende der Welt – gehören folgende Zitate: „Wenn ihr dann am heiligen Ort an unheilvollen Greuel stehen seht, der durch den Propheten Daniel vorhergesagt worden ist – der Leser begreife – dann sollen die Bewohner von Judäa in die Berge fliehen, wer gerade auf dem Dach ist, soll nicht mehr ins Haus gehen, um seine Sachen mitzunehmen; wer auf dem Feld ist, soll nicht zurückkehren, um seinen Mantel zu holen. Weh aber den Frauen, die in jenen Tagen schwanger sind oder ein Kind stillen Betet darum, daß ihr nicht im Winter oder an einem Sabbat fliehen müßt.“ [Mt 24:15]-[Mt 24:20].

Bei jener Gelegenheit wurde des Herrn Weissagung auch in jenem Geschlecht erfüllt, nämlich: „Dann wird man euch in große Not bringen und euch töten, und ihr werden von allen Völkern um meines Namens willen gehasst. Dann werden viele zu Fall kommen und einander hassen und verraten.“ [Mt 24:9]-[Mt 24:10]. So auch Sein Wort: „Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen.“ [Mt 24:40].

Beziehe daher nicht das gesamte Kapitel auf das Ende der Welt.

Aber die Aussage: „Wiederkehr des Menschensohnes“ bedeutet Seine zweite Wiederkunft am Ende der Zeiten. Sie bedeutet auch Sein Kommen in das Leben eines jeden Menschen. So sagte der Herr: „Selig jene Knechte, die der Herr bei Seinem Kommen wachend antrifft ... Auch ihr sollt bereit sein, denn zu einer Stunde – da ihr es nicht vermutet – wird kommen der Menschensohn ...Selig jener Knecht, den der Herr bei Seinem Kommen so am Werk findet.“ [Lk 12:37]-[Lk 12:43]. Auch heißt es: „Er soll euch, wenn er plötzlich kommt nicht schlafend antreffen.“ [Mk 13:36].



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-07-19
FrageDAS LÄSTERN ÜBER DEN HEILIGEN GEIST

Mich beunruhigt sehr die Bibelaussage: „Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben; aber die Lästerung gegen den Geist wird nicht vergeben.“ [Mt 12:31]. Manchmal denke ich, dass ich in diese Sünde der Lästerung gefallen sei und verfalle der Verzweiflung. Darum bitte ich, mir die Bedeutung des Lästerns wider den Heiligen Geist zu erklären! Wie kann es sein, dass es dafür keine Vergebung geben wird: weder in dieser Welt noch in der künftigen!? Wie kann diese Nicht-Vergebung mit der Barmherzigkeit Gottes sowie mit Seinem vielen Verheißungen in Einklang gebracht werden?


Antwort
Diese deine Ängstigungen sind Kriegsführung des Satans, um dich zur Verzweiflung zu führen. Sei daher zuversichtlich!

Was aber das Lästern wider den Heiligen Geist bedeutet und die Sünde, welche ohne Vergebung bleibt, so möchte ich dir mit Hilfe des Herrn folgendes erklären: Das Lästern wider den Heiligen Geist bedeutet nicht Unglauben an den Heiligen Geist und Seine Gottnatur oder Dessen Wirken. Es bedeutet auch nicht, dass man den Heiligen Geist beschimpft. Denn den Heiden, welche den Glauben annehmen, wird Gott vergeben. Er vergibt ihnen ihren einstigen Unglauben, ihre vormalige Verachtung Gottes und Seines Heiligen Geistes.

So geschah es bei den Anhängern des Macedonios, die ihm bei seiner Irrlehre folgten, in welcher er die Gottnatur des Heiligen Geistes leugnete. Als diese aber bereuten, nahm die Kirche sie wieder auf und verlieh gewährte ihnen die Lossprechung von ihren Sünden und die Vergebung.

Was ist das Lästern wider den Heiligen Geist?
Warum wird es nie vergeben werden?

Lästern wider den Heiligen Geist heißt: die vollkommene und beharrliche Ablehnung jeglichen Wirkens des Heiligen Geistes im Herzen: eine Ablehnung, welche das ganze Leben andauert!

Selbstverständlich folgt dieser Ablehnung, dass der Mensch nie bereut; darum vergibt ihm auch Gott nicht. Gott nimmt jede Reue an aufgrund Seiner Barmherzigkeit, und Er vergibt. Er ist es, Der sagt: „Wer zu Mir kommt, den werde Ich nicht abweisen.“ [Joh 6:37].

Die Heiligen bekannten mit Recht:

„Es gibt keine Sünde ohne Vergebung, außer der Sünde ohne Reue.“

Wenn also ein Mensch in seinen Sünden stirbt, ohne Reue, dann geht er zugrunde gemäß dem Spruch des Herrn: „Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt.“ [Lk 13:5]. Daher ist das Nicht-Bereuen bis zum Tod die einzigste Sünde, die ohne Vergebung bleibt. Wenn dem aber so ist, dann finden wir folgende Frage vor uns:

Wie steht das Nicht-Bereuen mit dem Lästern wider den Heiligen Geist im Zusammenhang?

Der Zusammenhang ist deutlich, denn der Mensch kann nie bereuen, außer durch das Wirken des Geistes in ihm. Der Heilige Geist nämlich ist es, Der Menschen wegen der Sünde tadelt [Joh 16:8]. Er ist es, Der ihn zum geistigen Leben führt und ihn dabei ermutigt. Er ist die Kraft, die zu jedem gutem Werk beihilft.

Keiner kann ein geistiges Werk vollbringen, ohne das Mitwirken des Heiligen Geistes.

Wenn einer also die Gemeinschaft des Heiligen Geistes ablehnt [2Kor 13:13], dann kann er ganz unmöglich ein gutes Werk vollbringen, denn alle Werke der Gerechtigkeit hat der Apostel unter der Überschrift „Die Frucht des Heiligen Geistes“ definiert [Gal 5:22]. Derjenige aber, der vollends keine Frucht bringt, der wird – wie die Schrift sagt – herausgehauen und ins Feuer geworfen [Mt 3:10] und [Joh 15:4]-[Joh 15:6].

Wer also den Geist ablehnt, wird niemals bereuen und niemals eine geistige Frucht hervorbringen.

Sollte daher sein Ablehnen des Geistes endgültig und vollends Zeit seines Lebens sein, so bedeutet dies, dass er sein ganzes Leben ohne Reue verbringt, ohne Werke der Gerechtigkeit und ohne Frucht des Geistes; und deshalb wird er naturgemäß zugrunde gehen. Dies ist die Gegebenheit des Lästerns wider den Heiligen Geist. Dies ist ein anderer Zustand, als derjenige, in welchem der Mensch den Geist Gottes betrübt [Eph 4:30] oder den Geist auslöscht [1Th 5:19] oder dem Heiligen Geist widerstrebt [Apg 7:51]. Es ist vielmehr das stete und völlige Ablehnen des Geistes, daher bereut er nicht und bleibt ohne Frucht im Leben der Gerechtigkeit.

An dieser Stelle begegnet uns noch die Frage, die manche stellen und die einer Antwort bedarf:

Was geschieht, wenn ein Mensch jegliches Werk des Geistes ablehnt, dann aber umkehrt, Ihn annimmt und bereut?

Dazu sagen wir, dass seine Reue und seine Aufnahme des Heiligen Geistes – und sei es auch am Ende seines Lebens – ein Nachweis dafür ist, dass der Geist Gottes immer noch in ihm gewirkt hat und ihn doch noch zur Reue brachte. Somit war seine Ablehnung des Geistes nicht endgültig und vollends das ganze Leben lang. Diese Situation ist somit keine Lästerung des Heiligen Geistes gemäß der oben genannten Begriffserklärung.

Der Fall in eine Sünde, die nicht vergeben wird, ist einer der Kriege Satans, auf dass der Mensch in die Hoffnungslosigkeit falle und darin zugrunde gehe. Er führt ihn in die Schwermut, die ihn zu keinem geistigen Werk anstimmt.

Dem Fragesteller möchte ich noch sagen: Allein deine Frage deutet daraufhin, dass du dich um dein ewiges Schicksal kümmerst; und dies ist ein Werk des Geistes in dir. Also ist dieser Zustand kein Lästern wider den Geist. Es bleibt noch, auf den zweiten Teil der Frage zu antworten: Wie kann die Nicht-Vergebung mit der Barmherzigkeit Gottes in Einklang gebracht werden? Ich sage dir: Gott ist immer und stets bereit, zu vergeben. Es gibt überhaupt nichts, was Seine Vergebung verhindern kann. Aber das Allerwichtigste ist, dass der Mensch bereut, um der Vergebung würdig zu sein.

Wenn jedoch der Mensch die Reue ablehnt, dann bleibt der Herr sogar noch bis zu den letzten Stunden des Lebens auf dessen Reue wartend, so wie es beim Räuber zu Seiner Rechten geschah. Sollte der Mensch dennoch die Reue ein ganzes Leben lang ablehnen samt jeglichen Wirkens des Geistes in ihm bis zu seinem Ted, so ist er selber der Grund für seinen Untergang, nicht aber der barmherzige Gott, gepriesen sei Sein Name!



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-07-21
FrageWAS IST DIE SCHRIFT VON JASCHIR?

Was ist die Schrift von Jaschir? Ist sie ein Teil der Heiligen Schrift oder der Thora? Warum wird im Buche Josua darauf verwiesen und ebenso im Zweiten Buch Samuel, und dennoch gehört sie nicht zur Heiligen Schrift?


Antwort
Das Wort „Schrift“ bedeutet hier Buch, irgendein Buch, sei es religiös oder profan.

„Die Schrift von Jaschir“ oder „Das Buch Jaschir“ ist ein altes Volksbuch, welches die unter den Juden gebräuchlichsten Volkslieder über wichtige religiöse oder weltliche Ereignisse enthielt.

Einige dieser Lieder waren Marschlieder für die Soldaten. Die Entstehung des Buches schätzt man für die Zeit, die zwischen dem Jahre 1000 bis 800 vor Christus liegt, d.h. Mehr als 500 Jahre nach dem Propheten Moses. Aus diesem Grund enthält es auch alle Trauerlieder des Propheten Davids über den König Saul. Das Buch Jaschir gehört also nicht zur Thora des Mose, weil es Nachrichten enthält, die sich einige Jahrhunderte nach Moses ereignet hatten.

Einige wichtige geschichtliche Vorkommnisse im Alten Testament wurden von den Juden besungen; sie reimten Lieder daraus und sammelten sie in diesem Buch, das im Laufe der Zeit immer fülliger wurde, jedoch nichts mit der göttlichen Offenbarung zu tun hat.

Ein Beispiel dafür ist die Schlacht bei Gibeon zur Zeit des Josua und der Stillstand der Sonne, worüber die Menschen Lieder schrieben und diesem Buch Jaschir hinzufügten. Josua bezog sich darauf, indem er sagte: „Steht es nicht also geschrieben im Buche Jaschir?“ [Jos 10:13] und das heißt, es war dies eines der berühmtesten Ereignisse im Volk, so dass man sogar Volkslieder darüber dichtete und sie in Volksbüchern niederschrieb, so wie in diesem Buch von Jaschir.

So ging es auch mit dem tiefergreifenden und gefühlvollen Klagelieder, in welchem der Prophet David den König Saul und dessen Sohn Jonathan beklagte; den Menschen gefiel dieses Klagelied so gut, so dass sie es oft sangen und schließlich ihrem Volksliederbuch hinzufügten; es schildert nämlich den Tod einer ihrer Könige und dessen Thronfolger: den Tod ihres aller ersten Königs.

Als dieses Ereignis im Zweiten Buche Samuel erwähnt wurde, sagte der Prophet wiederholend: „Es steht ja aufgezeichnet im Buche Jaschir.“ [2Sam 1:18]. Das heißt: Das Klagelied Davids war bereits zum Volkslied geworden, das die Menschen in ihr Liederbuch aufgenommen hatten, bekannt unter dem Namen „Jaschir“.

Genauso ist es mit einer besonderen, bekannten Gegebenheit, die in der Hl. Schrift erwähnt wurde und auch in einem der Geschichtsbücher.

Nun bleibt noch die Frage offen:

Haben die Juden das Buch aus Glaubensgründen von der Thora ausgeschlossen?

Die Antwort ist eindeutig:

1) Dieses Buch gehörte nicht zur Thora, denn die Thora besteht aus den 5 Bücher Mose. Diese sind: Genesis, Exodus, Leviticus, Numeri und Deuteronomium.

2) Hätten die Juden das Buch mit Absicht und aus Glaubensgründen ausgeschlossen, so hätten sie es nicht im Buche Josua und im Zweiten Buche Samuel erwähnt.

3) Die Übersetzung der Siebzig Weisen (Septuaginta) enthält nicht das Buch von Jaschir, und sie ist die älteste und berühmteste Übersetzung der Alten Testamentes überhaupt; sie wurde im 3. Jahrhundert vor Christi Geburt erstellt.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-07-21
FrageDER HERR ERSCHEINT DEM SAUL

Es gibt zwei Erzählungsformen in der Apostelgeschichte für die Erscheinung des Herrn zu Saulus von Tarsus. Dabei scheint es einige Widersprüchlichkeiten zu geben, und zwar sowohl bezüglich der Schauung als auch in Bezug auf das Hören. Wir bitten um Aufklärung.


Antwort
Die Erscheinung des Herrn zu Saulus ist im 9. Kapitel der Apostelgeschichte beschrieben. Darin heißt es [Apg 9:7]: „Seine Begleiter standen sprachlos da; sie hörten zwar die Stimme, sahen aber niemand.“

Dasselbe Ereignis wird noch einmal im Kapitel 22 erwähnt. Dort sagt der Hl. Paulus: „Meine Begleiter sahen zwar das Licht, die Stimme dessen aber, der zu mir sprach, hörten sie nicht.“ [Apg 22:9].

Der Schlüssel zu diesem Problem liegt darin:

Die Gefährten des Hl. Paulus waren nicht auf derselben geistigen Stufe wie er, um zu sehen, was er sah und zu hören, was er hörte.

Auch war diese Schauung nicht für sie bestimmt, noch die Erscheinung des Herrn. Auch die Stimme des Herrn erging nicht ihretwegen, sondern Saulus von Tarsus allein war mit alledem gemeint.

Trotzdem gibt es keine Widersprüchlichkeiten in den beiden Erzählungsformen, weder bzgl. des Hörens noch des Sehens, wie wir bald nach sorgfältiger Prüfung der beiden Gegebenheiten feststellen werden:

Die ihn begleitenden Männer und Gefährten hörten die Stimme des Saulus, als er mit Gott sprach, aber die Stimme des Herrn, Der zu Saulus sprach, vernahmen sie nicht.

Wenn man also diese beiden Aussagen sorgfältig liest, so sieht man eher die Übereinstimmung und nicht den Widerspruch:

1) Sie hörten die Stimme und erblickten niemanden.
2) Sie sahen das Licht, hörten aber nicht die Stimme Dessen, Der mit mir sprach.

- Die Stimme bei der ersten Aussage war die von Saul: Sie hörten Saul sprechen, erblickten aber Denjenigen, mit Dem er sprach, nicht
- Die Stimme jedoch, die sie nicht hörten, war die des Gesprächpartners von Saulus.
Es gibt also keinen Widerspruch bezüglich der Stimme. Es könnte einen Widerspruch geben, wenn es in der ersten Aussage geheißen hätte: „Sie hörten die Stimme Dessen, der mit mir sprach“, oder „Sie hörten, was ich hörte.“ Jedoch „die Stimme“ allein als Aussage bedeutet hier die Stimme Sauls; denn die Stufe derjenigen Männer erlaubt ihnen, die Stimme eines Menschen zu vernehmen, nicht aber die des Herrn.

Gleichermaßen gilt dies in Bezug auf die Schauung:

Sie sahen das Licht, aber nicht Denjenigen, Der mit Saul sprach.

Das ist im Stil der beiden Aussagen deutlich und genau zu sehen:
1) Die Männer erblickten aber niemanden [Apg 9:7].
2) Meine Gefährten sahen zwar das Licht und erschraken [Apg 22:9].

Das Licht ist das eine, und das Gesicht oder die Gestalt Dessen, Der sprach, ist aber etwas anderes.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-09-27
FrageCHRISTUS VOR SEINEN 30-IGER JAHREN

Warum hat die Hl. Schrift die Lebensgeschichte der 30 Jahre Christi vor Seinem Wirken nicht erwähnt? Ferner: Ist er möglicherweise währenddessen nach China gereist, um dort den Buddhismus zu studieren, wie einige behaupten?


Antwort
Die Hl. Schrift ist nicht als Geschichtsbuch gedacht.

Wenn die Evangelien zum Zweck der Ereignis-Sammlung und der historischen Details dienen sollte, so „würde die Welt die Bücher nicht fassen, die man schreiben müsste.“ [Joh 21:25]. Die Einzelheiten eines einzigen Tages im Leben Christi unseres Herrn auf Erden – mit allem, was Er an Wundertaten enthält, bedürften allein eines Buches für sich.

Vielmehr sollen die Evangelien die Botschaft für die Erlösung sein und die Heilsgeschichte aufzeichnen.

-Deshalb beginnen die Evangelien mit der wunderbaren Geburt Christi von einer Jngfrau und mit den Engeln, welche die Ereignisse dieser Geburt umschwärmten.
-Die Evangelien beschrieben die Ahnengeschichte Christi und die Erfüllung der Prophezeiungen hinsichtlich Seiner Geburt.
-Hierauf folgende wurde Seine Taufe und der Beginn Seines Wirkens beschrieben. Aus Jesu Kindheitszeit wird nur ein Beispiel herausgegriffen:
Seine Begegnung mit den Lehrern der Juden sowie deren Staunen über Sein Verständnis und Seine Antworten [Lk 2:46]; d.h. Christus als Lehrer und Meister in Seiner frühen Kindheit.

Die Behauptung jedoch, dass Jesus nach China gereist wäre, scheitert an fehlenden Beweisen.

Es fehlen die Beweise dafür in der Hl. Schrift, in den Geschichtsbüchern und die Überlieferungen. Die Feinde Christi beabsichtigen dadurch, dei Meinung zu verbreiten, dass Christus Seine Lehren vom Buddhismus übernommen hätte. Daher ist es gut, dass das Evangelium wohlweislich erwähnt hat, wie Christus bereits im Kindesalter eine über alles erhabene Gelehrsamkeit besaß, so dass Er das Staunen der Ältesten hervorrief. Er hatte es also nicht nötig, nach China oder irgendwo sonst hinzureisen.

Die Lehren Christi unseres Herrn sind viel erhabener als der Buddhismus oder irgendeine andere Ethik.

Jeder Nachforschende entdeckt diese unermessliche Erhabenheit. Jetzt ist aber nicht die Gelegenheit für Vergleiche. Gäbe es jedoch irgendwelche Ähnlichkeiten zwischen den Lehren Christi und dem Buddhismus, so hätten die Buddhisten an Ihn geglaubt. Auch ist die Majestät Christi unseres Herrn nicht nur beschränkt auf Seine Lehren.

Hat Er den auch Seine erstaunlichen Wundertaten vom Buddhismus übernommen?!

- Hat Er die Totenerweckung etwa von Buddhismus gelernt, - die Vergabe der Sehfähigkeit für Blinde,
- die Gewalt über das Meer,
- das Wandeln auf dem Wasser,
- die Sättigung der Tausenden mittels nur fünf Broten und fünf Fischen,
- die Heilung von unheilbaren Krankheiten,
- die Austreibung der Dämonen und alle andere unzähligen Wundertaten?

Hat Christus das Erlösungswerk, das Er der Welt brachte, auch vom Buddhismus übernommen?

Es ist also unnötig, die Phantasie während der 30 Jahren vor Christi Wirken spazieren zu führen. Es ist vielmehr ausreichend zu sagen, dass Christus der Herr und Meister – gemäß dem Gesetz Sein Wirken ab Seinem 30. Lebensjahr antrat [4Mo 4:3], [4Mo 4:23], [4Mo 4:47] und [1Chr 23:3].

Was wir über die Heilsgeschichte zu wissen brauchen ist die Botschaft Christi nach Seinem 30. Lebensjahr; hinzu kommen auf Ihn beziehenden Prophetien und Wundertaten, und das reicht aus.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-09-27
Frage„ETWAS WEIN“

Gibt es eine Bibelstelle, die besagt: „Wenig Wein nützt dem Magen“? Und ist diese Bibelaussage eine Ermutigung zum Alkoholgebrauch?


Antwort
Es gibt überhaupt keine solche Aussage in der Hl. Schrift. Dieser im Volksmund gängige Spruch ist verfälscht.

Es geschah einmal, dass der Hl. Timotheos der Bischof und Jünger des Hl. Apostel Paulus unter vielen Krankheiten seines Verdauungssystems litt. Man sagte sogar, dass er unter Acitis erkrankt war. Daher empfahl ihm der Apostel, nicht allzu viel Wasser zu trinken und etwas Wein zu sich zu nehmen zur Behandlung für seine besondere Gesundheitslage, und so schrieb er ihm: „Trink nicht nur Wasser, sondern nimm auch etwas Wein, mit Rücksicht auf deinen Magen und deine häufigen Krankheiten.“ [1Tim 5:23].

Wir bemerken hier, dass es sich um einen besonderen Kranken handelt mit einer besonderen Krankheit, der einer besonderen Heilbehandlung bedarf gemäß seiner Lage, und dies zu einer Zeit, als die Heilkunde und die Arzneimittel noch nicht so fortschrittlich und wissenschaftlich hochentwickelt waren wie in unseren Tagen. Damals wurde der Wein als Arzneimittel verwendet.

Somit hat die Hl. Schrift kein allgemeingültiges Urteil gefällt, i. S., dass wenig Wein dem Magen nütze, sondern der Apostel empfahl lediglich eine Heilbehandlung für eine bestimmte Krankheitslage.

Wenn du also dieselbe Krankheit wie der Hl. Timotheos hättest und zu seiner Zeit gelebt hättest, so wäre dieser Ratschlag auch für dich passend. Aber heute – auch wenn du dieselben Erkrankungen wie der Hl. Timotheos hättest – so wirst du in der Medizin und bei den Apotheken die wirksamsten Heilmittel vorfinden, welche die hochentwickelte Wissenschaft hervorgebracht hat.

Wir bemerken auch bei dem Gleichnis vom wohltätigen Samariter, dass dieser dem blutenden Manne, der halbtot auf dem Wege lag, „Öl und Wein über seine Wunder goss und sie verband“ [Lk 10:34]. Somit wurde Alkohol, der im Wein enthalten ist, als Medikament verwendet, um die Wunden zu desinfizieren und das Bluten zu stoppen.

Alles, was wir von Rat an den Hl. Timotheos verstehen, ist:
Der Wein wurde als Medizin empfohlen und nicht zum Genuss, und dies auch nur in einem ganz bestimmten Fall.

Also die Sache ist die des Gewissens:
Trinkt heutzutage etwa jeder den Wein nur als eine Art Heilbehandlung, die nur und eigentümlich für seinen Fall gilt und sonst aus keinem anderen Grund? Findet er sonst keine andere passende Arznei für sich? Wir sprechen hier freilich vom Weingebrauch als Arznei.

Das Thema Alkoholkonsum in seinen Einzelheiten ist jedoch nicht Gegenstand der Frage.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-09-27
FrageDER TÖPFER UND DER TON

Sagen wir nicht, dass der Mensch Entscheidungsfreiheit besitzt? Warum also steht geschrieben: „Sagt etwa das Werk zu dem, der es geschaffen hat: Warum hast du mich so gemacht? Ist nicht vielmehr der Töpfer Herr über den Ton? Kann er nicht aus derselben Masse ein Gefäß herstellen für Reines, ein anderes für Unreines?“ [Röm 9:20]-[Röm 9:21]. Was ist also meine Schuld, wenn der Töpfer aus mir ein Gefäß zur Unehre machte?


Antwort
Ja, der Töpfer hat die Macht über den Ton, um daraus zu formen, was er möchte, ein Gefäß zur Ehre oder ein Gefäß zur Unehre. Auch hat der Ton kein Recht zu sagen: „Warum hast du mich so gemacht?!“ Aber der Töpfer ist auch weise und gerecht.

Es gibt eine sehr schöne Deutung, die ich über dieses Thema gehört habe:
Der Töpfer – mit seiner vollkommenen Freiheit und Macht – schaut mit Weisheit zu Tonklumpen. Wenn er ihn für gut, weich und geschmeidig befindet, formt er daraus ein Gefäß zur Ehre, denn diese Eigenschaften sind dazu geeignet.

Es ist unlogisch, dass ein wunderbares Stück Ton in die Hände des weisen Töpfers gelangt und er daraus ein Gefäß zur Unehre formt, sonst würde – mag Gott verzeihen – er schlecht handeln! Wenn aber die Tonmasse grob und schlecht ist und nicht geeignet für ein Gefäß zur Ehre, dann wird der Töpfer gemäß ihrer Beschaffenheit ein Gefäß zu Hohn aus ihr formen. Er versucht nach seinen besten Möglichkeiten aus der Tonmasse – aus jeglicher Tonmasse, die er hat – Gefäße zur Ehre zu formen, je nach Beschaffenheit und Eigenschaften, die er zu seiner Unterstützung vorfindet.

Die Entscheidung hängt also vor allem vom Zustand und von der Tauglichkeit der Tonmasse ab.

Wir bekennen die Macht des Töpfers und seine Freiheit, ebenso seine bereits erwähnte Gerechtigkeit und Weisheit.

Deshalb spricht der Herr:
„Seht, wie der Ton in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meiner Hand, Haus Israel.
- Bald drohe ich einem Volk oder einem Reich, es auszureißen, niederzureißen und zu vernichten.
- Kehrt aber das Volk; dem ich gedroht habe, um von seinem bösen Tun, so reut mich das Unheil, das ich ihm zugedacht habe. Bald sage ich einem Volk oder einem Reich zu, es aufzubauen und einzupflanzen.
Tut es aber dann, was mir mißfällt, und hört es nicht auf meine Stimme, so reut mich das Gute, das ich ihm zugesagt habe.“ [Jer 18:6]-[Jer 18:10].

Somit hat die Tonmasse die Möglichkeit, ihren Ausgang zu verbessern.

Dieses Gleichnis erinnert uns an das vom Sämann, der zum Säen ausging [Mt 13:3]-[Mt 13:8].

Der Sämann ist derselbe, das Saatgut ist dasselbe, und der Sämann will das Aufsprießen für alle. Doch gemäß der Beschaffenheit des Ackerbodens, auf welchem das Saatgut fiel, wurde sein Ergebnis ein Aussterben oder ein Aufsprießen. Der Sämann hatte die Samenkörner nicht bereitgestellt, damit sie austrocknen, verbrennen, durch die Dornen ersticken oder von den Vögeln aufgepickt werden.

Aber die Beschaffenheit des Bodens war es, welche die Sache beeinflusste. Sage also nicht: „Was ist meine Schuld, wenn ich ein Gefäß zur Unehre wurde?!“

Sei vielmehr eine weiche Tonmasse, gut und geeignet in der Hand des großen Töpfers und vertraue darauf, dass Er bestimmt ein Gefäß zur Ehre aus dir formt. Die Angelegenheit ist noch immer in deiner Hand.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-09-27
FrageÜBER DIE GEISTESWANDERUNG

Was meint die Heilige Schrift mit der Aussage: „Johannes der Täufer kam im Geist und in der Kraft des Elias“ [Lk 1:17]? Sowie mit der Aussage: „Dieser ist Elias, der wiederkommen soll“. [Mt 11:14]? Bedeutet dies eine Wanderung der Geister und dass der Geist des Elias in Johannes einging?


Antwort
Das Hergehen von Johannes des Täufers im Geiste des Elias bedeutet, dass er nach derselben Weise wie Elias handelte. Er gebrauchte bei seinem Wirken die Art, den Plan und die Gesinnung der Elias. Wie kann dies sein?

1. Elias war ein Asket und das war auch Johannes der Täufer...
Elias war „Er trug einen Mantel aus Ziegenhaaren und hatte einen ledernden Gurt um die Hüften.“ [2Kö 1:8].
Und auch Johannes „trug ein Kleid aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften.“ [Mt 3:4].
Er hatte also dasselbe Erscheinungsbild und Aussehen wie Elias.
Elias wohnte in der Einöde auf dem Berge Karmel [1Kö 18:19]; [1Kö 18:42] oder in einer Höhle auf dem Gottesberg Horeb [1Kö 19:9] oder in einem Obergemach [1Kö 17:19] oder am Bachtal des Kerit, der gegen den Jordan hin fließt [1Kö 17:3].
Ebenso wohnte auch Johannes der Täufer in der Wüste [Mt 3:1] und [Lk 3:2] und in der Umgebung des Jordans.
Johannes war die Stimme eines Rufers in der Wüste [Mk 1:3].

2. Elias begann mit dem Leben der Einsamkeit und der Betrachtung, und Gott wählte ihn aus zu Seinem Dienst und zur Prophetie. Ebenso führte auch Johannes ein Leben der Einsamkeit in der Wüste und begann dann die Verkündigung von Umkehr und Reue.

3. Elias war in der Wahrheit mutig und entschlossen.
Er ließ die Baals-Propheten töten [1Kö 18:40] und betete, dass Feuer vom Himmel herabfiel, um die Fünfzigschaft zu verzehren [2Kor 1:10].
Auch Johannes der Täufer war streng im Rügen der Sünder und pflegte zu sagen: „Die Axt ist ja schon an die Wurzel des Baumes gesetzt. Ein jeglicher Baum nun, der nicht gute Frucht bringt, wird herausgehauen und ins Feuer geworfen.“ [Lk 3:9].

4. Elias tadelte den König Achab und sagte ihm:
„Du hast Israel in Verwirrung gebracht, du und das Haus deines Vaters, weil ihr die Gebote des Herrn verließet und den Baalen nachgelaufen seid.“ [1Kö 18:18].
Ebenso rügte er ihn und drohte ihm, weil er den Nabot von Jezreel getötet hatte [1Kö 21:20]-[1Kö 21:36].
Elias drohte auch der Königin Isebel mit einer harten Strafe.
Johannes der Täufer tadelte den König Herodes und sagte diesem: „Du hattest nicht das Recht, die Frau deines Bruders zur Frau zu nehmen.“ [Mk 6:18]. Folglich handelte Johannes wie Elias, also in dessen Geist und in dessen Art.

Die Aussage „im Geist von Elias“ erinnert uns an die Bitte des Elischa an Elias.

Die Bitte, welche Elischa an seinen Meister Elias hatte – bevor dieser zum Himmel emporstieg – war:
„Möge doch von deinem Geiste das Doppelt auf mich herabkommen!“ [2Kö 2:9], und dies wurde Elischa auch zuteil. Als er dann die Wunder mit derselben Kraft wie Elias tat und die Prophetenjünger ihn sahen, sagten sie: „Der Geist des Elias ruht auf Elischa. Sie kamen ihm entgegen und warfen sich vor ihm auf die Erde nieder.“ [2Kö 2:14]-[2Kö 2:15].

Wenn es sich also um „Geisteswanderung“ handelte, was würde wohl die Aussage „das Doppelte vom Geist des Elias“ bedeuten? Hatte Elias denn zwei Geister? Und war sein Geist in Elischa hineingewandert, bevor er in Johannes eingegangen war?!

Wahrlich, es ist nur die vervielfachte Kraft – die Verdoppelung der Kraft, die Elias besaß – welche auf Elischa herabkam; und dieselbe Kraft war auch in Johannes.

Wenn also der Apostel sagt:
„Bedacht auf die Wahrung der Einheit des Geistes... ein Geist, wie auch ihr gerufen wurdet zu einer Hoffnung eurer Berufung“ [Eph 4:3]-[Eph 4:4], so bedeutet dies nicht wortwörtlich, dass alle einen Geist und einen Leib besitzen sollten, sondern vielmehr denselben Pfadplan und dieselbe Methode. Genauso ist auch diese Aussage gemeint: „Ein Herz und eine Seele“ [Apg 4:32], welche über die Gesamtheit der Gläubigen im Apostolischen Zeitalter gemacht wurde.

An die Geisteswanderung jedoch wird im Christentum nicht geglaubt:
Denn wenn der Geist den Leib verlässt, kehrt er nicht mehr in diesem Leib zurück noch in einen anderen Leib. Vielmehr geht der Geist – wenn er rechtschaffen war – in das Paradies ein so wie der des Räubers am Kreuz zur Rechten Christi. War der Geist aber böse, so geht er zur Unterwelt wie der Geist des reichen Prassers zur Zeit des Armen Lazarus.

Die Idee der Geisteswanderung findet man in einer Philosophie wie der des Brahmanismus oder des Platonismus.

Die Brahmanen glauben an die Wanderung des Geistes von einem Leib zum andern. Diese Hineinwanderungen stellen eine Bestrafung oder eine Belohnung des Geistes dar. So wandert der Geist ständig bis er die Einverleibungen verlässt und in das höhere Universum dringt. Dieser Zustand wird „Nirwana“ genannt und angeblich durch harte Askese erreicht. Platon aber dachte, dass die Zahl der Geister begrenzt sei. Daher wäre es notwendig, dass der Geist den einen Leib verließe, um in einen anderen hineinzugehen.

Derartige Glaubensformen und Überzeugungsrichtungen haben keinerlei Beziehung zum Christentum.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-09-27
FrageDIE BEDEUTUNG DES „UNGERECHTEN MAMMON“

Was bedeutet das Wort Christi des Herrn: „Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammon!“ [Lk 16:9]? Kann das Geld, das man zu Unrecht oder durch die Sünde im Allgemeinen erwirbt, von Gott angenommen werden? Kann man damit Gutes tun oder Freunde gewinnen?


Antwort
Mit dem ungerechten Mammon ist hier nicht das Geld von Banngut gemeint, das ein Mensch durch Unrecht oder durch eine andere Sünde beschafft, denn solches wird von Gott abgelehnt.

Gott nimmt solches Geld nicht an, und auch die Kirche nimmt solches Geld nicht an. Im [Ps 141:5] wird gesagt: „Aber das Öl des Sünders salbe nicht mein Haupt!“ Und weiter ist im Buche Deuteronomium erwähnt: „Du sollst weder Dirnenlohn noch Hundegeld in den Tempel, deines Gottes bringen.“ [5Mo 23:19].

Denn Gott nimmt das gute Werk nicht an, das durch üble Mittel zustande gekommen war.

Die Gaben, welche der Kirche gebracht werden, erhalten Gnade und werden im BITTGEBET FÜR DIE FRÜCHTE sowie im GEBET DER OPFERGABEN vor Gott genannt.

Ebenso gibt es verworfenen Gaben, welche die Kirche ablehnt und nicht ins Gotteshaus hineinträgt, wenn sie weiß, dass diese von einer sündhaften Einnahmequelle stammen. Die Unterweisungen der Apostel haben dieses Thema bereits erklärt. Was ist also der ungerechte Mammon, mit dem wir uns Freunde machen sollen?

Der ungerechte Mammon ist nicht das Geld, das man unrechtmäßig erwirbt, sondern es ist das Geld, das man zurückbehält und somit in die Sünde des Unrechts fällt.

Was bedeutet dies? Und wann nennt man das Geld „ungerechten Mammon“? Lasst uns ein Beispiel geben: Gott gibt dir Geld, und zugleich gibt Er dir das Gebot, das Zehntel zu entrichten. Dieses Zehntel ist also nicht dein Eigentum, sondern das Eigentum des Herrn, das Eigentum Seiner Kirche und der Armen. Wenn du es also nicht herausgibst, dann hast du den daran Anspruchsberechtigten unrecht getan und sie dadurch beraubt, dass du dieses Zehntel bei dir behalten hast.

Dieses Zehntel, das du nicht an die Berechtigten zahlst, ist ungerechter Mammon, weil du es bei dir behältst. Gleiches gilt für das Geld bezüglich der Erstlingsgaben, der Gelübde und aller Gaben, welche von dir zurückgehalten werden.

Der Herr spricht im Buch des Propheten Maleachi: „Darf denn der Mensch Gott berauben? Doch, ihr habt Mich beraubt! Da sagtet ihr: „Womit haben wir Dich betrogen?“ Mit dem Zehnten und Abgaben!“ [Mal 3:8]

Wenn du das Zehntel, die Gelübde und die Erstlingsgaben zurückhältst, dann hast du den Zehntelempfängern, den Armen, den Waisen und den Witwen unrecht getan. Diese aber schreien auf zum Herrn ob deines Unrechts ihnen gegenüber.

Auch wenn du dieses Geld für deine persönlichen und privaten Angelegenheiten ausgibst, bedeutet dies Unrecht am Hause Gottes, an das du eigentlich dieses Geld hättest entrichten sollen, da es das Eigentum Gottes und Seiner Kinder ist und nicht dein eigenes.

Ferner kann man das gleiche über jegliches Geld aussagen, das bei dir nutzlos angehäuft ist, währenddessen viele Arme es dringend benötigen und wegen ihrer Dürftigkeit in Probleme geraten.

Daher mache dir Freunde mit diesem ungerechten Mammon. Gib es den Bedürftigen und lindere somit ihre Not. Dann werden sie dir Freunde sein und für dich beten. Gott wird ihre Segenswünsche für dich erhören und dein Geld segnen [Mal 3:10]. Er wird dir mehr und mehr gewähren.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-09-27
FrageWARUM...“VERGIB IHNEN?“

Warum sagte Christus der Herr am Kreuz: „Vater, vergib ihnen!“ [Lk 23:34] und nicht gemäß Seinem Ihm eigenen Vermächtnis: „Vergeben sind euch eure Sünden“?


Antwort
Christus der Herr hatte am Kreuz die ganze Menschheit ersetzt und sie vertreten.

Er vertrat die Menschheit, als Er den Preis der Sünde an die göttliche Gerechtigkeit bezahlte: „Wir hatten uns alle verirrt wie die Schafe, jeder ging für sich seinen Weg. Doch der Herr lud auf ihn, die Schuld von uns allen.“ [Jes 53:6]. Deshalb war Er auf dem Kreuz „ein Feueropfer zur Freude für den Herrn“ [3Mo 1:9]. Er war ein Sündopfer und auch ein „Pas’cha-Lamm“ [1Kor 5:7].

Er wurde Gottvater als Sühne für unsere Sünden dargebracht. Da Er diese Sühne vollständig darbrachte, sagte Er: „Vater vergibt ihnen.“

Das heißt: „Ich habe der Gerechtigkeit, die Du Vater abverlangst, Genüge getan, daher: vergibt ihnen!“

Ich habe den Preis der Sünde bezahlt und Mein Blut als Sühne für sie vergossen. Nun gibt es kein Hindernis mehr für die Vergebung, also: vergib ihnen... Christus sprach zu Gottvater als Fürsprecher für der Menschheit, als Vertreter eines jeden Sünders seit Adam bis zum Ende der Zeit.

So auch bei dieser Bitte: Er verkündete Seinen Verzicht auf Sein persönliches Recht gegenüber Seinen Kreuzigern, die Ihn grundlos beleidigt und zu Unrecht verurteilt hatten, Ihm falsche Anschuldigungen angeheftet und das Volk aufgehetzt hatten, denn sie wussten ja nicht, was sie taten.

Er sagte dies als ihr Stellvertreter und ihr Fürsprecher auf dem Kreuz... Bei anderen Gelegenheiten jedoch tätige Er die Vergebung Selbst als Gott.

So sagte Christus der Herr zum Gelähmten: „Deine Sünden sind dir vergeben!“ [Mk 2:5] und offenbarte dadurch Seine Gottheit und Allmacht, Sünden zu vergeben. Auch sagte Er zu der Sünderin im Hause des Simon des Pharisäers: „Deine Sünden sind dir vergeben!“ [Lk 7:48].

Diese Macht hat Ihn am Kreuz nicht verlassen, da Er dem Räuber zu Seiner Rechten verzieh und ihm sagte: „Heute noch wirst du mit Mir im Paradies sein.“ [Lk 23:43].

Dadurch erklärte Jesus ihm offen die Vergebung seiner Sünden, denn ohne diese Vergebung hätte er niemals in das Paradies eingehen können.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-09-27
FrageZU WELCHEM HIMMEL SIND SIE GESTIEGEN?

Es wurde gesagt, dass
- unser Erzvater HENOCH in den Himmel entrückt wurde [1Mo 5:24] und ebenso ELIAS der Prophet [2Kö 2:11].
- Auch der Apostel Paulus wurde in den Dritten Himmel entrückt ob im Leibe, oder außer dem Leibe – weiß er nicht [2Kor 12:2].

Warum sagt trotz alle dem Christus der Herr zu Nikodemus: „Und doch ist niemand hinaufgestiegen in den Himmel als Der aus dem Himmel Herabgestiegene, der Menschensohn, Der im Himmel ist.“ [Joh 3:13]. Sind denn Henoch und Elias nicht in den Himmel entrückt worden? Was ist also dieser Dritte Himmel? Und was ist die Zahl der Himmel in der Hl. Schrift?



Antwort
Der Himmel, aus dem der Herr der Herrlichkeit herabgestiegen ist und in den Er empor fuhr, ist nicht derselbe Himmel, in den Henoch, Elias und andere entrückt wurden.

Was sind also die Himmel, die wir kennen und die in der Heiligen Schrift erwähnt sind?

1) Der Himmel der Vögel:
Es ist derjenige Himmel, in welchem die Vögel fliegen, die Atmosphäre, die uns umgibt. Darüber steht in der Heiligen Schrift: „Die Vögel des Himmels“ in [1Mo 1:26] und „die Vögel des Himmels“ in [1Mo 7:3]. In diesem Himmel sind die Wolken und aus ihnen fällt der Regen [1Mo 8:2]. Heutzutage können auch Flugzeuge darin fliegen, unterhalb oder oberhalb der Wolken.

2) Der Zweite Himmel:
Es gibt einen zweiten Himmel, höher als der Himmel der Vögel. Es ist der Himmel für die Sonne, den Mond und die Sterne, also das Weltall oder das feste Gewölbe: „Gott nannte das feste Gewölbe Himmel.“ [1Mo 1:8].

Ebenso sagte die Heilige Schrift: „Die Sterne des Himmels“ [Mk 13:25]; und dieser Himmel ist es, von dem am vierten Tage der Schöpfung gesagt wurde: „Dann sprach Gott: Es sollen Leuchten werden am Gewölbe des Himmels.....um zu leuchten über der Erde....“ So machte Gott die beiden großen Leuchten.... Und dazu die Sterne“ [1Mo 1:14]-[1Mo 1:17].

Dieser Himmel ist ein anderer als der Himmel der Vögel.... Doch trotz allem wird sogar dieser Himmel erschüttert werden und vergehen am Jüngsten Tage, da „der Himmel und die Erde vergehen“ [Mt 5:18], und wie der Hl. Johannes in seiner Schauung sagt: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn er erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr.“ [Offb 21:1].

3) Der Dritte Himmel ist das Paradies:
In diesen Himmel wurde der Hl. Apostel Paulus entrückt; er sagt über sich selber: „Dieser wurde in den Dritten Himmel entrückt ... in das Paradies entrückt.“ [2Kor 12:2]-[2Kor 12:4]. Über diesen Himmel hatte der Her zum Räuber zu Seiner Rechten gesagt: „Heute noch wirst du mit Mir im Paradies sein.“ [Lk 23:43].

Es ist der Himmel, zu dem der Herr den Geist der Gerechten des Alten Testaments hingeführt hat, welche in der Hoffnung auf Ihn warteten, sowie den Geist der Gerechten von jetzt an bis zum Tage der Auferstehung. Von dort werden sie ins Himmlische Jerusalem geführt [Offb 21].

4) Und über alle diesen Himmeln steht der Himmel der Himmel:
Von ihm sprach König David in seinem Psalm: „Lobt Ihn, Himmel der Himmel!“ [Ps 148:4]. Diesen Himmel hat Christus der Herr gemeint, als Er sagte: „Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist:: der Menschensohn.“ [Joh 3:13].

5) Es ist der Himmel, wo Gottes Thron steht.
Darüber steht im Psalm geschrieben: „Der Herr, Dessen Thron im Himmel dasteht.“ [Ps 11:4]. Und: „Er stellte im Himmel Seinen Thronsitz auf.“ [Ps 102:4]. Auch befahl unser Gebieter: „Schwört überhaupt nicht, auch nicht beim Himmel, denn er ist der Gottes Thron.“ [Mt 5:34]. Dasselbe wird auch im Buche Isaias bestätigt [Jes 66:1]. Auch der Hl. Stephanus bezeugte während seiner Steinigung den Himmel der Himmel, offen und den Menschensohn stehend zur Rechten Gottes.“ [Apg 7:55]-[Apg 7:56].

Alle Himmel, welche die Menschen je erreicht haben, sind nichts gemessen mit jenem Himmel, dem Himmel der Himmel, und daher wurde über Jesus Christus unseren Herrn gesagt:
„Der die Himmel durchschritten hat.“ [Hebr 4:14] und:
„Hocherhoben über die Himmel“ [Hebr 7:26].


Salomon der Weise nannte diesen Himmel der Himmel am Weihetag des Tempels und sprach zum Herrn in seinem Gebet: „Siehe, selbst der Himmel und die Himmel der Himmel fassen dich nicht.“ [1Kö 8:27] und [2Chr 6:18].

Zu diesem Himmel der Himmel ist noch keiner der Menschen hinaufgestiegen; nur der Herr allein ist Derjenige, Der aus ihm herabstieg und in ihn hinaufstieg. Daher sagte man über ihn im Buch der Sprüche:
„Wer stieg zum Himmel hinauf und kam wieder herab? ...
Wie ist sein Name und wie der Name seines Sohnes,
wenn du es weißt?“ [Spr 30:4]


Fragst du also nach den Himmeln, die in der Heiligen Schrift erwähnt werden? Es sind dies:
1) Der Erste Himmel der Vögel und der Luft.
2) Der Zweite Himmel der Planeten und Sterne, das Gewölbe, das Weltall.
3) Der Dritte Himmel ist das Paradies.
4) Und der Himmel der Himmel ist derjenige, zu dem noch keiner der Menschen emporgestiegen ist.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-09-28
FrageWAR DIE SÜNDE ADAMS DIE UNZUCHT?

Manche behaupten, dass die Sünde von Adam und Eva die Unzucht sei. Da aber die Heilige Schrift dies nicht erwähnt, woher entstand denn diese Meinung? Und was ist die Antwort auf diese Behauptung, sollte sie falsch sein?


Antwort
Vielleicht ist diese Behauptung auf Origines zurückzuführen, der in der Art der sinnbildhaften Deutung übertrieb.

Er versuchte dabei, das Sinnbild alles umfassen zu lassen, sogar die Sünde Adams, sogar die Bäume des Paradieses. So sagte er, dass die Sünde Adams die Unzucht sei und belegte seine Meinung mit folgenden Punkten: Er sagte: Der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse war inmitten des Gartens wie die Geschlechtsteile inmitten des Leibes des Menschen sind. Durch das Essen vom Baume wurde gesagt: „Adam erkannte Eva, eine Frau; sie wurde schwanger und gebar.“ [1Mo 4:1]. Weiter sagte Origines, dass sie durch die Sünde die Scham erkannten und erfuhren, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenlaub zusammen und machten sich Schürzen daraus [1Mo 3:7]. Origines schlussfolgerte seine Meinung auch aus dem Vorherrschen der Unzucht über die Welt. Schließlich wurde diese Meinung des Origines weitergegeben durch die Zeiten bis sie schließlich den Fragesteller erreichte.

Diese Meinung hat jedoch viele Gegenargumente, zu denen auch die Untersuchung eben dieses Sinnbildes gehört:

1) Es wurde gesagt, der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse war inmitten des Gartens wie die Geschlechtsteile inmitten des menschlichen Leibes.
Wenn wir also annehmen, dass diese Glieder der Baum sei, so würde der Leib des Menschen den Garten bedeuten.
Und dann würden wir vor zwei Gärten (Adams und Evas) stehen und vor zwei Bäumen (in jedem von ihnen einer), wenn wir die Einzelheiten der Sinnbilddeutung nach dem Verständnis des Origines praktisch umsetzen. Danach würde Adam vom Baume Evas gepflückt haben und Eva vom Baume Adams. Auch hätte Gott Adam nicht in den Garten Eden gesetzt – gemäß der Hl. Schrift [1Mo 2:15], sondern Adam wäre selber der Garten Evas. Die Hl. Schrift besagt aber, dass Gott der Herr ihn in den Garten Eden setzte, auf dass Adam ihn bebaue und erhalte [1Mo 2:15].

Was kann also sinnbildgemäß Eden sein? Und was bedeutet, dass Adam den Garten Eden bebauen und erhalten soll?

2) Was bedeuten die restlichen Sinnbilder für all das, was im Garten ist?
Was bedeutet der Strom, „der in Eden entsprang zur Bewässerung des Gartens. Von da an teilt er sich in vier Arme“? Und was wären diese vier Ströme und deren Länder? [1Mo 2:10]-[1Mo 2:14]. Ferner: was wären die Sinnbilder für die restlichen Glieder des menschlichen Körpers? Versinnbildlichen sie denn die anderen Bäume des Gartens? Und wären diese zum Genießen freigegeben und erlaubt?

3) Außerdem war der Lebensbaum auch mitten im Garten [1Mo 2:9].
Und nicht nur der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse allein war in der Mitte des Gartens. Ist also der Lebensbaum auch ein Sinnbild für etwas sollten wir wie Origines fortfahren? Wie könnten wir dann die folgende Aussage deuten und verstehen: „Er stellte die Kerubim auf und das lodernde Flammenschwert, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachten.“ [1Mo 3:24]?

4) Wie ist auch die Vertreibung des Menschen aus dem Garten Eden zu verstehen, wenn der Garten Eden den menschlichen Leib versinnbildlicht?
Wie könnte er also den Garten verlassen und außerhalb von ihm wohnen? Wie hatte er den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, der mitten im Garten war, verlassen? Die Methode der (unterscheidungslosen, Anm.) Versinnbildlichung wird uns hier zweifellos in eine unendliche Verwirrung bringen.

Es gibt jedoch eine sehr wichtige Frage, die wir uns vorhalten wollen, wenn die Ursünde die Unzucht wäre.

5) Wäre die Sünde Unzucht gewesen, wie lautete dann das Gebot Gottes und hatte Adam es verstanden?
War das Gebot: „Treibe keine Unzucht“ und Adam hatte es nicht befolgt? Was hätte Adam und was hätte Eva unter diesem Gebot „Treibe keine Unzucht“ verstanden?

Sie waren doch einfach, schüchtern und unschuldig und wussten nichts von diesen Dingen. Ein Beweis dafür ist die Bibelstelle: „Beide aber, der Mann und seine Frau, waren nackt; aber sie schämten sich nicht voreinander.“ [1Mo 2:25]. Hatte Gott denn ihnen das Gebot erklärt und das, was Er ihnen verbot?

Es ist unmöglich, sonst war es ja Gott, Der ihnen die Augen öffnete! Möge Gott verzeihen!

Oder es gäbe kein Gebot; und dies wäre gegen die Aussagen der Hl. Schrift! Oder es gäbe ein Gebot, das sie nicht verstanden hätten. Dann allerdings gäbe es auch keine Bestrafung! Und ein unverständliches Gebot hat keinen Sinn.

6) Wenn die Sünde Unzucht gewesen wäre, dann hätten beide sie gleichzeitig begangen. Was bedeutet denn die Aussage: „Die Frau nahm von seinen Früchten und aß; sie gab auch ihren Mann.“ [1Mo 3:6]? Wenn also die Sünde Unzucht wäre, so würde man sagen, dass beide zur gleichen Zeit aßen, ohne dass der eine dem anderen zuvorkommt.

7) Die Aussage, dass ihnen beide die Augen aufgingen und sie erkannten, dass sie nackt waren, wurde erst nach ihrem Essen gemacht. Nachdem also das Buch Genesis beschrieben hatte, dass sie vom Baume aßen, sagt es: „Da gingen beiden die Augen auf, und sie erkannten, dass sie nackt waren.“ [1Mo 3:7].

Wenn also die Sünde Unzucht wäre, dann wären ihnen zuvor die Augen aufgegangen, und sie würden zunächst ihre Nacktheit erkennen, und danach erst käme der Vollzug der Sünde.
Es ist nämlich widersinnig, dass sie eine derartige Sünde begehen konnten mit geschlossenen Augen.

8) Die Scham jedoch und die Erkenntnis Adams gegenüber seiner Frau waren nicht die Sünde, sondern sie waren ein Ergebnis ihres Falles auf eine fleischliche Ebene, hervorgerufen durch die Begierde des Essens... Deshalb wurde gesagt: „Der Mensch erkannte seine Frau Eva“ [1Mo 4:1], nachdem diese vom Garten vertrieben worden waren, und nicht als sie noch im Garten weilten.

Die Schamgefühle wurden auch nach dem Essen vom Baume erwähnt und nicht während des Essens oder vor dem Essen. Adam war nämlich vergeistigt, entfernt von der materiellen Begierde sowie von der Begierde des Essens und der Sinne. Als er vom Baume aß, fiel er herab in diese Begierden und sank bis auf die Ebene des Fleisches. Danach war es leichter für ihn, den Weg des Fleischlichen zu begehen bis hin zur Sexualität. Dieses Ereignis war das Ergebnis des Sündenfalls und nicht der Sündenfall selbst.

9) Wenn wir den Sex zwischen Adam und Eva als die Sünde der Unzucht annehmen würden, was bedeutet dann aber das Gebot des Herrn an Adam: „Seid fruchtbar, und vermehrt euch, bevölkert die Erde.“ [1Mo 1:28]. Dieser Segenspruch war am sechsten Tag, noch bevor die Hl. Schrift sagt: „Und es wurde Abend und es wurde Morgen: sechster Tag.“ [1Mo 1:31]. Und: „Gott sah alles, was Er gemacht hatte, und fürwahr, es war sehr gut.“

10) Wenn die Sünde Unzucht wäre, warum also die Verlockungen zur Gottgleichheit und Erkenntnis?

Es ist bekannt, dass die Versuchung der Schlange an Eva nicht die Unzucht war, sondern die Verlockung: „Ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse.“ [1Mo 3:5]. Es war also die Sünde des Hochmuts und die Begierde, Gott gleich zu sein. In dieselbe Sünde fiel auch Luzifer selbst, nachdem er in seinem Herzen gesprochen hatte: „Ich steige weit, um dem Höchsten zu gleichen.“ [Jes 14:14]. Aufgrund dieser Verlockung BEGIERDE NACH GOTTGLEICH-SEIN ist Eva gefallen und nach ihr fiel Adam.

Die Schrift bekundet niemals, dass die Verlockung die Unzucht war, welche Eva zu diesem Zeitpunkt auch noch gar nicht verstand.

11) Die Verbreitung der Unzuchtssünde jedoch ist wie die Verbreitung der anderen Sünden wie die Liebe zur Größe, die Selbstsucht, die Liebe zum Reichtum, die Begierde zum Besitzen, die Begierde des Essens, das Gereiztsein zum Zorn, die Sünde des Lügens, und all dies ist sehr verbreitet, sogar in der frühen Jugend, welche die Unzucht nicht kennt und im greisen Alter, das zur Unzucht unfähig ist.

12) Die Aussage also, dass die Ursünde Adams und Evas Unzucht sei, ist nicht von der Schrift abgedeckt. Diese Meinung beruht allein al einer überzogenen Sinnbilddeutung in einer unannehmbaren Art und Weise. Die Deutung und Erläuterung von Sinnbildern hat im Allgemeinen ihren Reiz und Tiefsinn, jedoch nur wenn sie im Rahmen der Vernunft bleibt und sich auf die Aussagen der Heiligen Schrift stützen kann.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-10-13
FrageÜBER MELCHISEDECH (MELCHISEDECH)

Wer ist Melchisedech und was bedeutet die Aussage: „Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung des Melchisedech“? Was ist die Ordnung dieses Melchisedech?


Antwort
Zum ersten Mal wurde der Name Melchisedech (= König der Gerechtigkeit) erwähnt als dieser von unserem Stammvater Abraham empfangen worden war. Abraham war gerade vom Sieg über die Kedorlaomer und die Könige zurückgekehrt [1Mo 14:18]-[1Mo 14:20]. Bei dieser Begegnung wurde über Melchisedech folgendes asgesagt:
1) Melchisedech war König von Salem (= Friede, d.h. möglicherweise Jerusalem).
2) Er war Priester des allerhöchsten Gottes und brachte Brot und Wein.
3) Er segnete unseren Stammvater Abraham, und unser Erzvater Abraham gab ihm den Zehnten von allem.

Unser Lehrer, der Apostel Paulus, bestätigt uns, dass Melchisedech größer war als Abraham im Hinblick darauf, dass der Geringere vom Größeren gesegnet wird [Hebr 7:7] und angesichts der Tatsache, dass Abraham ihm den Zehnten gab von allem. Demzufolge ist das Priestertum des Melchisedech größer als das Priestertum von Aaron, der in den Lenden Abrahams lag, als Melchisedech ihn segnete.

Das Priestertum Christi und das christliche Priestertum sind nach der Ordnung des Melchisedech.

Dies ist auf folgende Tatsachen zurückzuführen:

A) Es ist ein Priestertum, das Brot und Wein darbringt und keine tierischen Schlachtopfer, denn die Schlacht- oder Blutopfer waren nach der Ordnung des Priestertums Aarons und waren vorsinnbildlich für das Schlachtopfer Christi. Dieses Blutopfer machte Christus hinfällig durch Sein Selbstopfer. Der Herr gewährte uns, Seinen Leib und Sein Blut zu erheben in den Gestalten von Brot und Wein in Form der Opferdarbringung des Melchisedech.

B) Es ist ein Priestertum, das nicht durch Vererbung erhalten wird, denn Christus der Herr war vom Stamme Judas und nicht vom Stamme Levi, aus dem das Priestertum hervorging. Somit bestand Sein Priestertum nicht durch Vererbung. Ebenso erhielten auch alle Apostel Christi und alle Priester des Neuen Bundes ihr Priestertum nicht durch Vererbung.

C) Das Priestertum des Melchisedech ist in seinem Grad höher als das aaronische Priestertum. Unser Lehrer und Apostel Paulus erklärte dies ausführlich in seinem Brief an die [Hebr 7]. Auch sagte man über Melchisedech, dass er „ähnlich dem Sohne Gottes“ war... und zwar angesichts der bereits genannten Tatsachen und auch der Aussage des Apostels: „Der ohne Vater, ohne Mutter und ohne Stammbaum ist, ohne Anfang seiner Tage und ohne Ende seines Lebens, ein Abbild des Sohnes Gottes.“ [Hebr 7:3].

Wir möchten jedoch diese Worte nicht buchstäblich aufnehmen, sonst wäre Melchisedech ja selber Gott.

Sogar Buchstäblicherweise können wir nicht sagen, dass er ähnlich dem Sohne Gottes war – ohne Mutter – denn Christus der Herr hatte eine Mutter, welche die Jungfrau war. Auch können wir nicht sagen, dass Er ohne Vater war, denn Christus hatte einen Vater und zwar der himmlische Gott-Ur.

Melchisedech war aber ohne Vater, ohne Mutter, ohne Stammbaum bezüglich des Priestertums.

Dies bedeutet:

Er hatte sein Priestertum nicht durch Vererbung seitens seines Vaters noch seiner Mutter oder durch Anheirat erhalten, und ebenso war Christus.

Dies entspricht wohl auch dem, was der Hl. Apostel Paulus aussagt: „Wohl haben auch jene von den Söhnen Levis, die das Priestertum übernahmen, den Auftrag, nach dem Gesetz den Zehnten zu nehmen vom Volk... Jener aber, der gar nicht zu ihrem Stammbaum gehört (d.h. Melchisedech), nahm den Zehnten von Abraham.“ [Hebr 7:5]-[Hebr 7:6].

„Ohne Stammbaum“ bedeutet hier: nicht vom Stamme des Priesters Aaron, nicht vom Stamme des Priestertums. Und dementsprechend ist auch die Aussage: „ohne Vater, ohne Mutter“. Weiter erklärt er die Aussage „ohne Stamm des Priestertums“ bezüglich Christus des Herrn und sagt: „Der nämlich, von dem das gesagt wird, gehört einem anderen Stamm an, von dem keiner Zutritt zum Altar hat.“ [Hebr 7:13]. Hinzu kommt, dass die Hl. Schrift sonst weiter nichts über den Stamm des Melchisedech erwähnt: weder wer sein Vater wäre noch wer seine Mutter, als ob sie über ihn sagen wolle: ohne Vater, den ihr kennt und ohne Mutter, die ihr kennt und was noch?

„Ohne Anfang der Tage und ohne Ende seines Lebens.“ Das heißt: Plötzlich ging er in die Geschichte ein und plötzlich verschwand er aus ihr, ohne dass wir über ihn den Anfang seiner Tage wissen noch das Ende seines Lebens. Vielmehr erschien er zu einer Zeit, um einen Auftrag aus – zu führen – als Sinnbild erschien er – ohne dass wir über ihn eine Zeit in der Geschichte noch einen Stammbaum erfahren.

Über Christus jedoch sind die Tage hinsichtlich Seines Leibes bekannt. Der Tag Seiner Geburt ist bekannt sowie der Tag Seines Todes am Kreuz und auch der Tag Seiner Auferstehung und der Tag Seiner Auffahrt in den Himmel. Hinsichtlich Seiner Göttlichkeit aber ist Er ohne Anfang und ohne Ende.

Aber Melchisedech war kein Sinnbild für Christi Göttlichkeit... sondern alles, was die Heilige Schrift benennt – sei es in [1Mo 14] oder im [Ps 110] oder im Brief an die [Hebr 7] – gilt nur spezifisch hinsichtlich seines priesterlichen Dienstes.

Die Behauptung aber, welche besagt, dass Melchisedech Christus Selber sei, stößt auf viele Einwände. Einer davon ist die Aussage des Apostels: „Ähnlich dem Sohne Gottes, nach der Art des Melchisedech, nach der Ordnung des Melchisedech“ [Hebr 7:3]-[Hebr 7:15]-[Hebr 7:17]. Wäre aber Melchisedech identisch mit Christus, so stände nicht geschrieben: „Ihm ähnlich“ oder „nach seiner Art“ oder „nach der Ordnung des Melchisedech“.

Die Bedeutung der Namen aber weist nicht daraufhin, dass es sich bei den Namensträgern um die ein und dieselbe Person handele: Die Deutung seines Namens ist: „König der Gerechtigkeit“,

Auch seine Tätigkeit als „König des Friedens“ heißt nicht, dass Melchisedech Christus sei, vielmehr ist es einfach nur ein Sinnbild. Die Bedeutung der Namen bezüglich ihrer Hinweisung auf Gott enthält Merkwürdiges: So bedeutet der Name des Propheten ELIAS: Mein Gott Jehova; und ELISCHA: Gott ist Rettung; und ISAIAS: Gott errettet; und ELIHU [Hi 32]: ER ist Gott; und SAMUEL: Name Gottes / Gott erhört.
Auch die anderen Namen in der Heiligen Schrift haben besondere Bedeutungen. So bedeutet ELIAB(Num. 1, 9): Gott ist Vater; und ELIZUS [4Mo 1:5]: Gott ist Fels; und ELIMELECH [Rt 1:2]: Gott ist König; und ELISCHUA [2Sam 5:15]: Gott ist Rettung.

Keiner von diesen behauptete – aufgrund seines Namens – dass er eine der Erscheinungen Gottes im Alten Bund wäre. Es fehlt uns die Zeit, um auch über die Bedeutung der Namen der Engel zu sprechen und die Bedeutung so vieler Namen im Alten Testament.

Die Person des Melchisedech gehört zu den Gestalten, welche die Gelehrten der Schrift ratlos machten... Verschiedene Meinungen wurden darüber geäußert, auch gegensätzliche.
Wir begnügen uns diesbezüglich mit ihrem Sinnbild für das Priestertum Christi, ohne auf Einzelheiten weiter einzugehen, zu denen uns unser eigenes Verständnis hinführen könnte, welche aber von der Heiligen Schrift weder bestätigt noch festlegt wird.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-10-13
FrageSEI NICHT ÜBERTRIEBEN GERECHT

Was bedeutet der Bibelspruch: „Sei nicht übertrieben gerecht“?


Antwort
Der Bibelspruch: „Sei nicht allzu gerecht und übertrieben weise!“ [Pred 7:16] bedeutet nicht, dass der Mensch nicht geistig wachsen solle noch dass es einen Wandel gäbe, der höher ist als die Gerechtigkeit, die Gott von uns verlangt, sondern es bedeutet, dass der Mensch gemäß seiner Stufe wandeln solle ohne plötzliche Hochsprünge.

„...denn der geistige Mensch sinnt nicht nach mehr als recht ist, vielmehr sinnt er auf Besonnenheit.“ [Röm 12:13]. Er wandelt nicht auf dem Pfad mit Übertreibung, sondern er nimmt eine Stufe nach der anderen bis er ankommt.

Es passiert nämlich sehr leicht, dass der Satan einen mit hohen Sprüngen in Versuchung führt, indem er ihn zu höheren Stufen hintreibt, welche dann dessen Geistigkeit überfordern.

Auf diese Weise kann der Mensch darin nicht fortbestehen und verfällt dem Trübsinn oder der Verzweiflung. Während seiner wenigen Übungen auf diesen hohen Stufen fällt er in Hochmut und verurteilt die anderen. Er fällt ins Murren über seinen Beichtvater, als ob dieser ihm nicht die Vollkommenheit gönne.

Daher halte dich nicht selbst für weise und sei nicht übertrieben weise. Wandle ruhig und langsam ohne Hochsprünge, welche du nicht stetig beibehalten kannst und welche dich geistig überlasten.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-10-13
FrageHAT JUDAS ISKARIOT DIE HEILIGE KOMMUNION EMPF ANGEN?

Hat Judas Iskariot zusammen mit den Jüngern am Donnerstag des Bundes den Leib und das Blut Christi empfangen?


Antwort
Die Kirchenväter waren der Meinung, dass er am Pas’chamahl teilgenommen hatte, aber nicht am Sakrament der Hl. Kommunion.

Und eben dies ist deutlich in den Worten Christi des Herrn, welche Er hinsichtlich Seines Verräters spricht: „Einer von euch Zwölf, der mit mir aus derselben Schüssel ißt.“ [Mk 14:20]. Die Aussage „in die Schüssel eintaucht“ bezieht sich auf das Pas’chamahl und nicht auf den Empfang von Leib und Blut des Herrn; bei dieser Gelegenheit brach der Herr ein Brot und gab es Seinen Jüngern, dann kostete er vom Kelch und reichte ihnen davon [1Kor 11:23]-[1Kor 11:25].

Im Johannes-Evangelium steht geschrieben: „Und Er tauchte den Bissen ein, nahm ihn und gab ihn dem Judas Simon Iskariot. Nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn ... Als Judas den Bissen Brot genommen hatte, ging er sofort hinaus. Es war aber Nacht.“ [Joh 13:26]-[Joh 13:30].

Und natürlich gab es beim Sakrament der Eucharistie kein Eintauchen eines Bissens, sondern dies war beim Pas’chamahl. Hätte Judas vom Hl. Leib und Blut empfangen, so wäre er dennoch unwürdig, da er den Leib des Herrn nicht unterschieden hätte: somit hätte er sich das Gericht gegessen und getrunken [1Kor 11:27]-[1Kor 11:29].

Die Väter jedoch sagen, dass er nur am Pas’chamahl teilgenommen hatte und dann hinausgegangen war, um sein Verbrechen zu vollbringen. Der Herr aber schloss mit den Elfen Seinen Bund.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-10-13
FrageWURDEN SAMSON UND SALOMO GERETTET?

Wir wissen, dass SAMSON gesündigt hatte, da er sein Gelübde gebrochen hatte. So verließ ihn die Gnade Gottes, und er wurde gefangen genommen [Ri 16]. Wir wissen auch, dass SALOMON von seinen Weibern verführt worden war und für deren Götzen Höhen gebaut hatte. Er bewahrte nicht den Bund mit dem Herrn, deshalb spaltete der Herr dessen Reich [1Kö 11]. Wurde nun Samson gerettet? Wurde auch Salomo erlöst? Wo sind die Beweise hierfür?


Antwort
Es besteht kein Zweifel, dass SAMSON die Erlösung erlangte, und dass der Herr seine Reue angenommen hatte.

- Der Beweis dafür ist, dass der Herr Samsons Bitten am Ende dessen Lebens erhört hatte und durch ihn einen großen Sieg bewirkte, welchen Er während dessen ganzen Lebens durch ihn nicht bewirkt hatte [Ri 16:30].

- Den noch größeren Beweis für die Erlösung Samsons liefert uns der Hl. Apostel Paulus, als er ihn unter die Glaubenshelden einreiht zusammen mit David, Samuel und den Propheten [Hebr 11:32].

Meiner Überzeugung nach wurde auch SALOMON gerettet, denn der Herr hatte dessen Reue angenommen.

- Eines der Zeichen für Salomos Reue ist sein Buch „Prediger“, in dem der Geist der Askese in allen Dingen offenbar wird.

- Der noch größere Beweis für seine Erlösung ist die Verheißung Gottes an David ihn bezüglich, da Gott ihm zusagte: „Sind deine Tage erfüllt ..., dann werde Ich Samen aus deinen Lenden erwecken ... Er wird meinem Namen ein Haus bauen, und Ich werde seinen Königsthron für immer befestigen. Vater werde Ich ihm sein, und er ist Mein Sohn! Vergeht er sich, so werde Ich ihn mit Menschenruten und mit Menschenschlägen züchtigen. Doch Meine Huld werde Ich ihm nicht entziehen, wie Ich sie Saul entzogen habe...“ [2Sam 7:12]-[2Sam 7:15].

Die Aussage: „Vergeht er sich, so werde Ich ihn züchtigen ... Doch Meine Huld werde Ich ihm nicht entziehen“ ist zweifellos ein Beweis für die Erhörung des Herrn von Salomos Reue und für dessen Errettung.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-10-13
FrageDIE DEUTUNG VON „ZÜRNET WOHL, ABER SÜNDIGT NICHT!“

Ist die Aussage „Ereifert ihr euch, so sündigt nicht!“ [Ps 4] eine Erlaubnis für uns zum Zorn so wie auch die Aussage „Gebt Raum dem Zorn“ [Röm 12:19]?


Antwort
Die Hl. Schrift sagt: „Denn im Zorn tut der Mensch nicht das, was vor Gott recht ist.“ [Jak 1:20], und weiter heißt es: „Denn Ärger steckt in den Ungebildeten“ [Pred 7:9] wie auch: „Befreunde dich nicht mit dem Jähzornigen, verkehre nicht mit einem Hitzkopf.“ [Spr 22:24].

Die Aussage „Zürnet wohl, aber sündigt nicht“ wurde von den Vätern durch zwei Deutungen erklärt:

1) Entweder ist hier der heilige Zorn um Gottes willen gemeint, so dass er auf eine geistige Art und Weise ausgeführt wird, die keinen Fehler enthält, das heißt, der Zorn soll heilig sein sowohl in seinem Ziel als auch in seinen Mitteln.
Oder:
2) Der Mensch zürnt über die Mängel, die sich in seinem Inneren befinden wie auch über seine begangenen Sünden.
Diese Art seines Zornes über sich selbst hält ihn davon ab, in Zukunft zu sündigen.

Mit den Worten des Apostels „Rächt euch nicht selbst, ... sondern gebt Raum dem Zorne“ ist natürlich gemeint, dass man dem Zorn Raum schafft, so dass er entweichen kann, und nicht, dass man ihm Raum im Menscheninneren gibt, so wo er sich festsetzen kann ... Es bedeutet also: Unterdrückt den Zorn nicht in euer Inneres hinein, sonst verwandelt er sich in Hass und Rachgier. Vielmehr schafft ihm eine Möglichkeit zum Entweichen.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-10-13
FrageHAT NUR EINER DER RÄUBER ODER HABEN ALLE BEIDE GELÄSTERT?

War der Räuber zur Linken Christi derjenige allein, der über den Herrn während Dessen Kreuzigung gelästert hatte, oder hatte auch der Räuber zur Rechten Christi mit dem zur Linken gespottet? Wenn ja, wie konnte dies geschehen sein, da der Räuber zur Rechten doch ins Paradies einging?


Antwort
Anfangs hatten beide Mitgekreuzigten über den Herrn gelästert. So sagt der Hl. Evangelist Matthäus: „Ebenso beschimpften ihn die beiden Räuber, die man zusammen mit ihm gekreuzigt hatte.“ [Mt 27:44]. Auch der Hl. Evangelist Markus sagt: „Auch die beiden Männer, die mit ihm zusammen gekreuzigt wurden, beschimpften ihn.“ [Mk 15:32].

Der Hl. Evangelist Lukas jedoch war derjenige, der dann den darauf folgenden Glauben des Räubers zur Rechten Christi bekundet: „Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns! Der andere wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ [Lk 23:39]-[Lk 23:42]

Möglicherweise kam das Verwandlungsmoment des Räubers zur Rechten zustande durch die Wunder, die sich zur Zeit der Kreuzigung ereignet hatten.

Als er nämlich zusah,
- wie die Erde erbebte,
- die Felsen sich spalteten
- und der Himmel sich verfinsterte...
wurde sein Herz gerührt, so wie er auch beeindruckt sein musste von der Vergebung Christi an seine Kreuziger und sein Gebet um ihretwillen. Deshalb hörte er auf mit dem Lästern und Schmähen ... Daraufhin glaubte er und ergriff Partei für den Herrn, indem er den Räuber zur Linken tadelte. Er bekannte dem Herrn seinen Glauben und bat Ihn, seiner zu gedenken, und er erhielt das Versprechen.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-10-13
FrageHAT JOHANNES DER TÄUFER GEZWEIFELT?

Als Johannes zwei von seinen Jüngern zu Jesus sandte mit der Frage: „Bist Du es, Der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ [Lk 7:19]. War dies nun Zweifel von ihm an der Person Christi oder nicht?


Antwort
1) Es ist unmöglich, dass der als Engel Gesandte an Christus zweifelt, denn er war gekommen, um Christus den Weg zu bereiten [Mk 1:2]. „Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.“ [Joh 1:7].

Johannes der Täufer konnte niemals Zeuge sein für Jesus, sei denn er kannte Ihn. Johannes legte dieses Zeugnis ab mit aller Kraft: „Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war.“ [Joh 1:5].

2) Die Erkenntnis des Johannes und sein Zeugnis für Christus waren offenkundig zur Zeit der Taufe...

„Als er Jesus auf sich zukommen sah, sagte er: Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. Er ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist, weil er vor mir war.“ [Joh 1:29]-[Joh 1:30].

3) Johannes erklärte, wie Gott ihm die Erkenntnis Christi gegeben hatte, und so sagte er:

„Auch ich kannte ihn nicht; aber er, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, er hat mir gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft. Das habe ich gesehen, und ich bezeuge: Er ist der Sohn Gottes.“ [Joh 1:33]-[Joh 1:34].

4) Und weil er Jesus erkannte und an Ihn glaubte, war er verlegen, Ihn zu taufen.

Als nämlich der Herr zu Johannes kam, um von ihm getauft zu werden, geschah, was die Hl. Schrift so bezeugt: „Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müßte von dir getauft werden, und du kommst zu mir?“ [Mt 3:14]. Dann aber unterwarf er sich, als er das Wort hörte: „Es ziemt uns, dass wir jegliche Gerechtigkeit erfüllen.“

5) Der Glaube des Johannes des Täufers verfestigte sich mehr, als er die göttliche Erscheinung während der Taufe Jesu sah:

„Und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich gefallen gefunden habe.“ [Mt 3:16]-[Mt 3:17].

6) Johannes gab noch ein weiteres Zeugnis ab, als Christus zu taufen und lehren begann...

Die Jünger des Johannes kamen zu ihm und berichteten ihm von Christus. Johannes aber erwiderte: „Der die Braut hat, ist der Bräutigam, der Freund des Bräutigams aber, der dasteht und auf ihn horcht, ist voll Freude... Diese meine Freude nun hat sich erfüllt. Er muss wachsen, ich aber muß kleiner werden. Der, der aus dem Himmel kommt, steht über allen...“ [Joh 3:29]-[Joh 3:31].

7) Sogar ein Tag nach der Taufe gab Johannes wieder Zeugnis und schickte seine Jünger zu Ihm ...

Die Hl. Schrift nach der Taufe Jesu: „Am Tag darauf stand Johannes wieder dort, und zwei seiner Jünger standen bei ihm. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht das Lamm Gottes. Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus.“ [Joh 1:35]-[Joh 1:37].

8) Warum also schickte Johannes zwei seiner Jünger zu Christus und ließ Ihm sagen: „Bist Du es, Der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“

Johannes schickte die beiden Jünger zu Jesus, als er im Gefängnis war [Mt 11:2] und vom Wunderwirken Christi gehört hatte. Er wusste bereits, dass sein Auftrag erfüllt war und dass sein Tod nahte. Deshalb wollte er seine Jünger – noch bevor er heimging – Christus anvertrauen. So sandte er sie zu Ihm mit dieser Frage, damit diese selber hören und sehen, um dem Herrn zu folgen.

Und genau dies geschah auch; darum antwortete der Herr den Jüngern: „Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder, Aussätzige werden rein, und Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.“ [Mt 11:4]-[Mt 11:6].

Diese Botschaft war vielmehr an die beiden Jünger gerichtet als an Johannes... Über Johannes aber sagte der Herr zu dem Volk bei derselben Gelegenheit: „Was zu sehen seid ihr in die Wüste hinausgegangen? Einen Propheten zu sehen? Ja! Und mehr noch als einen Propheten ... Wahrlich, Ich sage euch: Unter den vom Weibe Geborenen ist kein Größerer aufgestanden als Johannes der Täufer.“ [Mt 11:9]-[Mt 11:11].

9) Es ist widersinnig, dass der Herr dieses Zeugnis für einen Menschen gäbe, der an Ihm zweifelt.

Es gibt auch noch einen weiteren Punkt bezüglich des Glaubens des Johannes an Christus:

10) Johannes erkannte Christus, als er noch im Schoße seiner Mutter war...

Hierzu bezeugt die Heilige Schrift wie die Hl. Elisabeth – schwanger mit Johannes dem Täufer – zur Hl. Jungfrau Maria bei deren Besuch aussagte: „In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib.“ [Lk 1:44]. Also hüpfte Johannes, da er noch im Leibe seiner Mutter Elisabeth war. Und wie vermochte er dies? Hierzu antwortet der Engel des Herrn: „... und schon im Mutterleib wird er vom Heiligen Geist erfüllt sein.“ [Lk 1:15].



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-10-13
Frage„... SONDERN DAS SCHWERT“

Wie kann die Liebe Christi zum Frieden und Seine Stellung als Friedefürst mit diesem Seinem Spruch vereinbart werden, der da aussagt: „Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen. Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater...“ [Mt 10:34]-[Mt 10:35]


Antwort
Christus meint hier das Schwert, das diejenigen trifft, welche an Ihn glauben aufgrund ihres Glaubens an Ihn.

Und tatsächlich, sobald das Christentum entstand, da entstand ihm auch sogleich das Schwert seitens des Römischen Reiches, seitens der Juden und seitens der heidnischen Philosophen, und es bewahrheitete sich dieser Spruch des Herrn: „Ja, es kommt die Stunde, in der jeder, der euch tötet, meint, Gott einen heiligen Dienst zu leisten.“ [Joh 16:2]

Das Zeitalter der Christenverfolgungen, das bis zum Beginn der Herrschaft des Kaisers Konstantin andauerte, ist Beweis für diese Aussage des Herrn.

Ebenso kam es auch zu Spaltungen – sogar in den Privathäusern - aufgrund des christlichen Glaubens einiger Familienglieder, wobei der Rest der Familie ungläubig blieb.

Beispiele:

Der Sohn glaubt an das Christentum, und sein Vater steht gegen ihn auf. Oder: Die Tochter glaubt an das Christentum, und ihre Mutter steht gegen sie auf. So geschieht die Spaltung innerhalb der Familie zwischen den Mitgliedern, die den Christlichen Glauben annehmen und denen, welche ihn ablehnen gemäß dem Worte: „Der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.“ [Lk 12:53].

Oft fand der Gläubige eine starke Anfeindung seitens seiner eigenen Hausgenossen vor, auf dass er seinen Glauben ablege, darum sagt der Herr, Seine Rede fortführend: „Und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig.“ [Mt 10:36]-[Mt 10:37].

Christus sprach über das Schwert gegen den Glauben und nicht über das Schwert im üblichen Gebrauch. Seine Aussage: „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert“ [Mt 10:34] steht im Zusammenhang mit der unmittelbar vorhergehenden: „Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.“ [Mt 10:33].

Diese Aussage könnte auch zutreffen bei der Anwendung der geistigen Prinzipien des Christentums. Eine Spaltung könnte nämlich geschehen zwischen dem frommen Christenmädchen und seiner Mutter in Bezug auf den Anstand in Sachen Kleidung, Schmuck und Schminke. Derselbe Zusammenstoß kann sich auch zwischen dem Sohn und seinem Vater ereignen in Bezug auf den Dienst in der Kirche und die kirchliche Weihe oder in Sachen Gesundheit und Fasten oder wegen unzähliger Themen, welche der christliche Wandel auf den Plan ruft: somit werden des Menschen Feinde seine Hausgenossen sein...
Was aber den alltäglichen Umgang mit den Menschen betrifft, so lehrt der Meister in Seiner Bergpredigt: „Selig die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.“ [Mt 5:9].

Christus der Herr wird auch „Friedefürst“ [Jes 9:5] genannt, und als die Engel Seine Geburt verkündeten, sprachen sie: „Und auf Erden der Friede“ [Lk 2:14].
Der Herr sagte auch Seinen Jüngern: „Frieden hinterlasse Ich euch, Meinen Frieden gebe Ich euch.“ [Joh 14:27]. Weiter sagt die Heilige Schrift: „Wo Frieden herrscht, wird (von Gott) für die Menschen, die Frieden stiften, die Saat der Gerechtigkeit ausgestreut.“ [Jak 3:18]. Auch wurde gesagt: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede.“ [Gal 5:22].



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-10-13
FrageIST DAS ABRUPFEN VON ÄHREN DIEBSTAHL?

Als die Jünger Christi – während sie durch die Saatfelder gingen – hungrig waren, rupften sie Ähren ab und aßen [Mk 2:33]. Kann dies denn als Diebstahl angesehen werden, da sie sich von der Habe anderer bedienten, ohne deren Wissen und Erlaubnis?


Antwort
Es war kein Diebstahl, da das Gesetz es erlaubte. In diesem Zusammenhang sagt das Fünfte Buch Mose: „Wenn du in den Weinberg eines andern kommst, darfst du so viel Trauben essen, wie du magst, bis du satt bist, nur darfst du nichts in ein Gefäß tun. Wenn du durch das Korn-feld eines andern kommst, darfst du mit der Hand Ähren abreißen, aber die Sichel darfst du auf dem Kornfeld eines andern nicht schwingen.“ [5Mo 23:25]-[5Mo 23:26]. Es war also im jüdischen Gesetz erlaubt wie auch in der üblichen jüdischen Überlieferung, dass der Wanderer von den Ähren abrupfen darf, wenn er hungrig ist; er sollte aber nichts davon mitnehmen. Genau so war das Tun der Jünger: Als sie Hunger hatten, rupften sie Ähren ab und aßen sie [Mt 12:1].

Das war auch nicht der Tatbestand, weswegen die Pharisäer sie tadelten, sondern deren Tadel bestand darin, dass jene dies am Sabbat taten [Mt 12:2]. Somit beschuldigten diese die Jünger Christi nur der Sabbatschändung und nicht des Diebstahls.

Wir aber müssen über jede Tat gemäß den Gesetzen urteilen, welche zur Zeit der Tat vorherrschten.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-10-13
Frage„WER DAS WISSEN MEHRT, MEHRT AUCH DAS LEID!“

Ist die Heilige Schrift gegen das Wachsen in Wissenschaft und Erkenntnis, da sie doch sagt: „Wer das Können mehrt, der mehrt die Sorge.“ [Pred 1:18]?


Antwort
Die Heilige Schrift meint damit die nichtsnutzigen Informationen, welche die Gedanken des Menschen belasten.

Es gibt Informationen, die der Mensch erfährt, doch dann rufen diese bei ihm Sehnsüchte und geistige Kriege hervor, und dann erkennt er zu spät: „Wenn ich doch nur nichts wüsste!“. Es gibt auch Lesestoffe und Mitteilungen, welche die Zweifel schüren oder vielleicht auf seinen Glauben Einfluss nehmen. Wieder andere Informationen beeinträchtigen seine Nächstenliebe – sollte er sie erfahren – oder sie lassen ihn die Mitmenschen verurteilen und bei alle dem sagt er: „Wenn ich doch nur nichts wüsste!“

Darum sollte es eine Zügelung für den Menschen geben bezüglich seiner Neugier nach Erkenntnissen und Lesestoffen.

Nicht ein jeder sollte auch über allem Bescheid wissen. Es gibt Erkenntnisse, welche die Augen des Menschen offnen für Dinge, die zu wissen nicht zu seinem Vorteil sind, sei es bezüglich eines bestimmten Alters oder einer bestimmten seelischen Verfassung oder vor seiner geistes- oder verstandesmäßigen Reife und viele Dinge mehr.

In diesem Sinne sagte der Weise über derartiges und seines gleichen: „Wer das Wissen mehrt, mehrt das Leid.“

Bei all den anderen nützlichen Dingen jedoch, steht die Tür des Wissens für jedermann offen ...



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-10-13
FrageWERDEN ALLE MENSCHEN GLEICH BEHANDELT?

Der Gutsherr im Gleichnis [Mt 20:1]-[Mt 20:14] hatte Arbeiter für seinen Weinberg gedungen und jedem einen Dinar gegeben, gleichgültig, ob einer seit dem frühen Morgen schon oder ab der elften Stunde erst zu arbeiten begonnen hatte. Wird also demnach der Lohn aller im Gottesreich gleich sein?


Antwort
Nein, denn es wurde auch gesagt: „Er wird jedem Menschen vergelten, wie es seine Taten verdienen.“ [Mt 16:27]. Dieselbe Aussage wurde im [Ps 62:13] und im [Röm 2:5]-[Röm 2:7] erwähnt. Auch sagte Christus der Herr: „Siehe, ich komme bald, und mit mir bringe ich den Lohn, und ich werde jedem geben, was seinem Werk entspricht.“ [Offb 22:12].

Da aber die Werke der Menschen verschieden sind, so wird auch deren Vergeltung verschieden sein „sei es gut oder böse“ [Pred 12:14] „gemäß dem, was geschrieben war in den Büchern ihrer Werke“ [Offb 20:12].

Die Gerechten unterscheiden sich bei der Belohnung, und die Frevler unterscheiden sich bei der Strafe.

- So wurde von den Gerechten gesagt: „... denn auch die Gestirne unterscheiden sich von ihrem Glanz.“ (1. Kor. 15, 41).
- Über die Frevler jedoch spricht der Herr wie über die Stadt, die das Wort Gottes ablehnt: „Amen, das sage ich euch: Dem Gebiet von Sodom und Gomorra wird es am Tag des Gerichts nicht so schlimm ergehen wie dieser Stadt.“ [Mt 10:15].
Es gibt folglich einen Zustand, der erträglicher ist als ein anderer. Auch sagte der Herr zu Pilatus: „... darum liegt größere Schuld bei dem, der mich dir ausgeliefert hat.“ [Joh 19:11].

Die Verschiedenheit der Strafe und der Belohnung ist eine Sache, welche der göttlichen Gerechtigkeit entspricht...

Was bedeutet es aber, wenn alle einen Dinar erhalten und somit in diesem Gleichnis vom Gutsherrn alle gleichgestellt sind? Es bedeutet, dass sie alle gleichermaßen eingehen in das Reich Gottes, nicht aber gleich sind im Rang.

Alle gehen ins Gottesreich ein, auch derjenige, der noch im letzten Augenblick seines Lebens bereut, jedoch im Gottesreich selbst wird jeder denjenigen Rang erhalten, der seinen Taten gemäß ist: Der eine vollbringt 100-fältige Frucht, der andere 60-fältige und wieder ein anderer 30-fältige: jedem wird gemäß seinen Taten vergolten.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-10-13
FrageUNSER „TÄGLICHES BROT“ ODER „UNSER BROT VON MORGEN“?

Die Übersetzungen des „Vater unser“ sind verschieden. So sagen die einen „unser tägliches Brot“ und die anderen „unser Brot von morgen“. Welche der beiden Fassungen ist nun richtig?


Antwort
Das griechische Wort hierfür heißt „Ipi Osios“ und hat mehr als eine Bedeutung.

Sogar die Kirchenväter der Urkirche hatten dieses Wort bereits verschiedentlich übersetzt

So übersetzte der HL. HIERONYMOS in seiner „Vulgata“, der lateinischen Übersetzung: „Unser substanzielles Brot“ oder das Brot, das über das Materielle hinausreicht. Diese Übersetzung des Hl. Hieronymus war auch die des Glaubensgelehrten Origines.

Der Hl. Augustinus jedoch und der Hl. Gregorios von Nyssa übersetzten diese Bitte des Vater unser mit: „Unser tägliches Brot“ oder „unser elementares Brot“ und im lateinischen Wortlaut heißt es: „panem nostrum quotidianum“.

Auch der Hl. Johannes Chrysostomos gebrauchte die Fassung „tägliches Brot“ bei seiner Erklärung des Matthäus Evangeliums (siehe Aufsatz 19, 8).

Die koptische Übersetzung – und sie ist eine der berühmtesten – sagt: „Unser Brot von morgen“.

Die englische Übersetzung (Revised Standard Version) nennt im Text: „Unser tägliches Brot = our daily bread“ mit der Randbemerkung: „oder das von morgen = or our bread for the morrow“.

Aber ich möchte mit euch hier nicht in eine sprachliche Erforschung einsteigen noch die restlichen Lehre der Väter zitieren, welche das Vater unser erklärt und gedeutet haben, denn all dies wird euch nichts nützen.

Ebenso möchte ich nicht, dass die Gebetszeit zu einer Zeit der Übersetzungsstreitigkeiten wird, so dass einer seine Stimme mit derjenigen Übersetzungsformel, die er bevorzugt, erhebt, um die anderen Stimmen während des Gebets zu verdecken und zu übertönen, oder um zu zeigen, dass er es besser weiß oder um den anderen eine Lektion zu geben und ein Beispiel, auf dass sie ihm folgen. Auf diese Weise nämlich würde das Gebet zu dieser Zeit um sein geistliches Ziel gebracht, und dieses ist ausschließlich die Zwiesprache mit Gott; es würde aber zu einem wissenschaftlichen und strittigen Thema werden. Diese Situation aber möchten wir in unserer Geistigkeit vermeiden. Es reicht hier aus, dass wir eine grundsätzliche Wahrheit verstehen, die uns während der Gebetszeit nützt: Das Brot, das wir erbitten, ist das geistige Brot, das für unsere Ewigkeit notwendig ist.

Dies sagen wir und legen uns folgende Punkte vor Augen:

1) Das Vater unser enthält 7 Bitten.
Die ersten 3 Bitten sind auf Gott gerichtet:
+ Geheiligt werde Dein Name, + Dein Reich komme,
+ Dein Wille geschehe!
Die vier anderen Bitten sind für uns bestimmt; und die erste dieser vier ist: Unser Brot!

Es wäre unbegreiflich, wenn das materielle Brot unsere erste Bitte sein sollte, und wir dies noch vor der Vergebung der Sünden und noch vor der Errettung vor Versuchung und dem Bösen erbäten.

2) Solches würde auch den folgenden Worten des Herrn widersprechen:
„Sorget nicht ängstlich um euer Leben und sagt nicht: Was werden wir essen oder was werden wir trinken... Denn nach alle dem trachten die Heiden... Suchet zuerst das Reich Gottes und Seine Gerechtigkeit, und dies alles wird euch dazugegeben werden.“ [Mt 6:25]-[Mt 6:33].

Und weiter: „Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt.“ [Joh 6:27].

3) Und dennoch: Sollten wir des Brotes bedürfen, dann sollten wir es erbitten. Aber wir erbitten dabei das Brot für den heutigen Tag und sorgen uns nicht um das Morgen... Denn so sagten der Hl. Gregorios, Bischof von Nyssa, und der Hl. Johannes Chrysostomos: „Gedenkt, dass wir hier nur das Brot erbitten und nicht genussreiche Speisen“.

4) Wenn wir aber sagen: „Unser Brot von morgen“ was meinen wir dann? Wir meinen dann dasjenige Brot, das für unseren Geist notwendig ist, für unsere Ewigkeit, für das kommende Leben, für das Morgen ... Hier richten wir unsere Herzen darauf, jede mögliche Speise für den Geist zu erbitten, wie zum Beispiel das Gebet, die Betrachtungen, die Liebe zu Gott, die Verbundenheit mit Gott und den Empfang der Hl. Sakramente. Nun ist zu bemerken, dass in der koptischen Übersetzung die geistige Auffassung dieser Bitte ausgedrückt ist.

5) Wenn manche sagen: „Unser tägliches Brot“, was meinen sie denn damit? Sie meinen entweder das materielle Brot, wenn es ihnen daran mangelt – (und dies ist eine unvollkommene Stufe) oder das geistige Brot, das für den Tag notwendig ist. Es soll nicht vermindert werden, damit sie nicht in Sünde oder in Lauheit fallen, und es soll nicht im Überfluss werden – über ihren Grad hinaus – damit sie nicht in falsche Selbstherrlichkeit und –Eitelkeit fallen.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-10-13
FrageSIE WERDEN DEN TOD NICHT KOSTEN BIS SIE KOMMEN UND SEHEN DAS GOTTESREICH IN KRAFT

Der Herr sagte: „Amen, ich sage euch: Von denen, die hier stehen, werden einige den Tod nicht erleiden, bis sie gesehen haben, daß das Reich Gottes in (seiner ganzen) Macht gekommen ist.“ [Mk 9:1]. Wie kann dies möglich sein? Welche Art von Gottesreich hat Christus gemeint?


Antwort
Das Wichtigste ist hier, dass wir die Bedeutung des Begriffs „Gottesreich“ verstehen. Es scheint, dass der Fragesteller „das ewige Gottesreich“ im Sinne hat, und daher wundert er sich darüber, dass einige unter denen, die damals standen, so lange leben würden, bis sie das Gottesreich erblickten. Freilich ist hier „das ewige Gottesreich“ nicht gemeint. Was ist also dann gemeint?

Dazu müssen wir folgendes wissen und verstehen:

Vor dem Sühneopfer Christi war der Satan der Fürst dieser Welt [Joh 14:30], und es regierte die Sünde und mit der Sünde der Tod [Röm 5:14]. Jedoch durch das Opfer begann der Herr zu herrschen: „Der Herr herrschte über das Holz.“ [Ps 95]. Er fesselte den Teufel und erlöste die Menschen vom Tod, und das Gottesreich begann. Hier ist also jenes Gottesreich gemeint, welches sich durch den Glauben an das Opfer verbreitete: „Und der Herr fügte täglich ihrer Gemeinschaft die hinzu, die gerettet werden sollten.“ [Apg 2:47]. Somit gehörten diese zum Königreich Gottes, zur Gemeinschaft der Frommen.

Dieses Gottesreich kam in Kraft, in der Kraft, mit der die Apostel und Jünger bekleidet wurden, als der Heilige Geist über sie niederkam. So konnte das Gottesreich innerhalb von wenigen Jahren vor dem Martertod des Hl. Apostel Paulus im Jahre 67 in allen Richtungen der damaligen bekannten Welt verbreitet werden. Und somit kam das Gottesreich in Kraft, und einige Menschen jener besagten Generation sahen es.



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-10-13
FrageDIE ZEICHEN DER ENDZEIT

Welche sind die Zeichen, durch die wir feststellen können, dass die Endzeit naht?Viele nämlich sprechen über die Endzeit und setzen dafür nähere Zeitpunkte fest.


Antwort
Wir nennen hier die Zeichen, welche die Hl. Schrift benennt.

- Das Kommen des falschen Messias bzw. des Antichristen

Und diese Aussage ist sehr deutlich in den Worten des Hl. Apostel Paulus: „Es möge niemand euch irreführen auf irgendeine Weise. Denn Er (Jesus Christus) kommt nicht, wenn nicht der Abfall zuvor kommt und offenbar wird der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über alles erhebt, was Gott heißt oder Gottesverehrung, so dass er im Tempel Gottes Platz nimmt wie ein Gott und von sich erklärt, dass er Gott sei... und den der Herr vernichten wird mit dem Hauch Seines Mundes und durch die Erscheinung Seiner Ankunft. Sein Auftreten wird sich zufolge der Kraftentfaltung Satans mit allerlei Macht, trügerischen Zeichen und Wundern vollziehen, mit allerlei böser Verführung für jene, die verloren gehen“ [2Th 2:3]-[2Th 2:10].

- Der große Abfall kommt als Folge der Wunder, welche der Antichrist mit der Macht des Teufels bewirkt. Viele werden daraufhin an ihn glauben und vom wahren Glauben abfallen.

Dieser Abfall wird bereits in der oben zitierten Bibelstelle [2Th 2:3] erwähnt sowie auch im Brief an Timotheos: „Der Geist sagt ausdrücklich: In späteren Zeiten werden manche vom Glauben abfallen; sie werden sich betrügerischen Geistern und den Lehren von Dämonen zuwenden“ [1Tim 4:1]. Dieser Abfall wird allgemein, öffentlich und grausam sein, so dass der Herr sagt: „Und wenn jene Zeit nicht verkürzt würde, dann würde kein Mensch gerettet; doch um der Auserwählten willen wird jene Zeit verkürzt werden.“ [Mt 24:22]. Obwohl es in der Geschichte bereits viele Abtrünnigkeiten gibt, so ist doch dieser allgemeine Abfall – als Folge der Wundertätigkeit des Antichristen – noch nicht geschehen. Der Herr sagt auch:

- Denn es werden falsche Messiasse aufstehen und falsche Propheten; und sie werden große Zeichen und Wunder tun, um – wenn möglich – sogar die Auserwählten zu verführen.“

All dies wird zu den Gründen des Abfalls gehören, und so spricht der Herr über diese schwierigen Tage [Offb 20:7]-[Offb 20:8]: „Der Satan wird freigelassen werden aus seinem Gefängnis, und er wird ausziehen, um die Völker zu verführen.“

- Ein weiteres Zeichen ist die Erlösung der Juden, das heißt ihr Glaube an Christus.

Dies wird geschehen in der Endzeit der Heiden. Der Hl. Paulus sprach nämlich vom Glauben der Juden als dem zuerst bestehenden und dann vom Eintreten der Heiden in den Glauben, das heißt dem „Einpfopfen des Wild-Ölbaumes in den ursprünglichen Edel-Ölbaum“, und deshalb folgerte er: „Wie viel mehr werden jene eingepfropft werden in ihren von Natur aus eigenen Ölbaum!“ [Röm 11:16]-[Röm 11:24]. Dann sagte er ausdrücklich: „Verstockung liegt auf einem Teil Israels, bis die Heiden in voller Zahl das Heil erlangt haben; dann wird ganz Israel gerettet werden.“ [Röm 11:25]-[Röm 11:26]. Der Hl. Paulus meint damit die geistige Rettung Israels durch sein Eintreten in den Glauben, wie er es erklärte.

- Letzte Zeichen sind die Auflösungserscheinungen der Natur.

Der Herr sagt: „Sofort nach den Tagen der großen Not wird sich die Sonne verfinstern, und er Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.“ [Mt 24:29].

- Das letzte Zeichen ist das Erscheinen des Zeichens Christi am Himmel

Nach dem Zerfall der Naturkräfte – so spricht der Herr: „Und dann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am Himmel... und sie werden kommen sehen den Menschensohn auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit. Und sie werden zusammenführen Seine Auserwählten...“ [Mt 24:30]-[Mt 24:31]. Und dies ist das Ende.

Kommentar zu diesen Zeichen:

Es ist deutlich, dass das Erscheinen des Antichristen samt seinen Wundertaten bis jetzt noch nicht stattgefunden hat, und demzufolge ist auch noch kein allgemeiner Glaubensabfall erfolgt. Auch haben die Juden noch nicht den christlichen Glauben angenommen. Die falschen Messiasse, welche die Zeichen und Wunde bewirken, sind noch nicht offenbar. Die Kriege und Kriegsgerüchte jedoch sind der Anfang der Wehen [Mt 24:8].



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-10-13
FrageDIE TODESNACHRICHT VOM PROPHETEN MOSES IN SEINEM EIGENEN BUCH?

Wenn der Prophet Moses der Verfasser der ersten fünf Bücher der Bibel war, wie kann dann seine Todesnachricht [5Mo 34:5]-[5Mo 34:8] darin vorkommen?


Antwort
Es ist klar, dass Josua, der Sohn des Nun, diese Nachricht schrieb; sie wurde jedoch nicht dem Anfang des Buches Josua zugeordnet, sondern am Ende des fünften Buches Moses eingegliedert, damit die Geschichte des Moses vollständig wird.

Und dies stimmt mit dem Anfang des Buches Josua überein: „Nach dem Tod des Moses...“



Autor: Shenouda III.
Hinzugefügt am: 2022-10-13