Hier, wo er an Gleichgestellte schreibt, setzt er nicht seine lehramtliche Würde bei, sondern eine andere, ebenfalls erhabene. Und was ist das für eine? „Diener“ nennt er sich, nicht Apostel. Denn auch dies ist in der Tat eine erhabene Würde, ja das höchste aller Güter, Diener Christi zu sein und nicht bloß zu heißen. Wer ein Diener Christi ist, der ist in Wahrheit frei von der Sünde und als echter Diener keines andern Diener; denn sonst wäre er nicht (ganz) Diener Christi, sondern nur zur Hälfte. Auch im Briefe an die Römer wieder schreibt er: „Paulus, Diener Jesu Christi “; in den Briefen an die Korinther und an Timotheus dagegen nennt er sich „Apostel “. Warum nun das? Nicht als ob die Philipper vor Timotheus einen Vorzug hätten, — nein —; sondern er ehrt sie eben und zeichnet sie am meisten aus von allen, denen er schrieb; er gibt ihnen ja auch das Zeugnis großer Tugend. Dort nämlich gab es manches zu ordnen, darum kleidete er sich in die Würde des Apostels; hier dagegen erteilt er ihnen keine Vorschriften, außer was sie schon von selbst einsahen. — „An die Heiligen in Christo Jesu, die in Philippi sind.“ Weil wahrscheinlich auch die Juden sich Heilige nannten nach jenem ersten Gottesspruche, wo sie ein heiliges, eigentümliches Volk genannt werden , deswegen setzte er hinzu: „an die Heiligen in Christo Jesu“. Denn diese allein sind heilig, jene aber nunmehr der Heiligkeit bar. — „An die Mitbischöfe und Diakone.“ Was soll das heißen? Gab es denn für eine Stadt mehrere Bischöfe? Keineswegs; sondern er nennt so die Priester. Damals nämlich waren die Namen noch gemeinschaftlich, auch Diakon wurde der Bischof genannt. Deswegen sagt er im Briefe an Timotheus: „Erfülle deine Diakonie “, obschon derselbe Bischof war. Dass er nämlich Bischof war, geht aus folgender Mahnung an ihn hervor: „Lege niemandem voreilig die Hände auf “, und wiederum aus den Worten: „… welche dir verliehen wurde unter Auflegung der Hände des Priestertums “. Priester aber hätten ihn nicht zum Bischofe weihen können. Und im Briefe an Titus wieder sagt er; „Um dessentwillen habe ich dich in Kreta zurückgelassen, damit du in jeder Stadt Priester aufstellest, wie ich dich angewiesen habe: wenn einer unbescholten ist, nur eines Weibes Mann “; welche Stelle sich auf den Bischof bezieht. Und unmittelbar nach diesen Worten fährt er fort: „Denn der Bischof muss unbescholten sein als Verwalter Gottes, nicht selbstsüchtig. Es wurden also, wie gesagt, in der ältesten Zeit die Priester Bischöfe und Diakone Christi genannt und die Bischöfe Priester; daher adressieren jetzt noch viele Bischöfe (ihre gegenseitigen Briefe) „an den Mitpriester und Mitdiakon“. In der Folge aber wurden die Namen „Bischof“ und „Priester“ einem jeden nach dem ihm zukommenden Range zugeteilt. – „An die Mitbischöfe und Diakone“, heißt es, „Gnade euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus.“ Wie kommt es denn, dass Paulus, der seine Briefe sonst nirgends an den Klerus richtet, weder den in Rom, noch den in Korinth, noch den in Ephesus, nirgends sage ich, sondern allgemein „an alle Heiligen“, „an die Gläubigen“, „an die Geliebten“, hier an den Klerus schreibt? — Weil der Klerus es war, der Botschaft gesandt, der reiche Frucht getragen, der den Epaphroditus an ihn abgeschickt hatte.
Zu dieser Erklärung dazugehörende Verse: 1-2
Verfasser: John Chrysostom Glaubensrichtung: presbyter Rang: Bischof Verfasst am: 01.04.2022 |
Beginn, Danksagung und Gebet
Zu dieser Erklärung dazugehörende Verse: 1-6
Wie üblich stellt Paulus sich selbst zunächst den Adressaten als Absender vor. Genauso wie er es öfter tut, bezieht er noch jemanden beim Schreiben des Briefes mit ein. In diesem Fall ist es Timotheus, sein „echtes Kind im Glauben“ [1Tim 1:2]. In diesem jungen Mann hatte Paulus einen Mitarbeiter, für den er eine besondere Wertschätzung hatte [Phil 2:20].[Phil 2:22]. Die Philipper kannten ihn. Dass Paulus dessen Namen ebenfalls als Absender erwähnt, zeigte ihnen, dass er hinter dem Inhalt des Briefes stand. Das war wichtig, weil Paulus hoffte, ihn in Kürze zu ihnen zu senden. Dass er Timotheus ebenfalls als Absender erwähnte, heißt nicht, dass sie diesen Brief gemeinsam geschrieben haben. An den vielen Stellen, wo Paulus das Wörtchen „ich“ benutzt, sieht man, dass er der eigentliche Schreiber ist.
Weiterhin fällt auf, dass Paulus nicht als Apostel schreibt. Er stellt sich selbst und Timotheus als „Knechte Jesu Christi“ vor. Ein Knecht oder Sklave Christi ist von Ihm gekauft worden, damit er frei wäre. Wer sich bewusst macht, welchen Preis der Herr Jesus bezahlt hat, wird immer Sklave sein wollen. Indem er über sich selbst und Timotheus als Knechte schrieb, stellte er sich auf das Niveau der Philipper. Der Inhalt des Briefes wiegt nicht schwerer, wenn apostolische Autorität damit verbunden wird. Es geht um das entsprechende Vorbild. Das geschieht in seinem Leben als Knecht, nicht aufgrund seiner Stellung als Apostel. Hätte er als Apostel geschrieben, hätte es so aussehen können, als müsste man für das Sammeln christlicher Erfahrung den Status eines Apostels haben. Die christliche Erfahrung, um die es ihm in diesem Brief geht, ist nichts Apostolisches; die Erfahrung liegt im Bereich jedes „gewöhnlichen“ Christen. Sie betrifft jeden Christen, der ein Knecht des Herrn Jesus ist. Liebe zum Herrn Jesus ist das Motiv, damit das, was uns durch den Brief mitgeteilt wird, in unserem Leben wahr wird. Es ist kein Diktat von oben.
Paulus hat wirklich alle Gläubigen im Blick; das sehen wir an der Art und Weise, wie er sich an sie richtet. Er schreibt an alle „Heiligen“. Davon ist also niemand ausgeschlossen. Durch den Gebrauch des Wörtchens „alle“ macht er auch klar, dass er über allen Parteien und Unterschieden steht. Und weil die christliche Erfahrung etwas Persönliches ist, schreibt er nicht an „die Gemeinde in Philippi“, sondern an die Heiligen. Diese Heiligen sind „in Christus Jesus“. Das ist ihre geistliche Stellung. Sie sind auch Heilige, „die in Philippi sind“. Darin sehen wir ihre irdische Stellung. In Philippi spielt sich ihr gesellschaftliches und gemeindliches Leben ab; dort haben sie ihre Verantwortung, und dort legen sie ihr Zeugnis ab. Das kannst du auch auf dich selbst anwenden. Du bist in Christus Jesus von der Welt abgesondert (das ist die Bedeutung des Wortes „heilig“). Du gehörst nicht mehr dazu. In Christus bist du abgesondert, um für Gott zu leben. Das tust du an dem Ort, wo du wohnst, wo sich dein tagtägliches Leben abspielt.
Die „Aufseher und Diener“ werden zwar separat genannt, doch das bedeutet nicht, dass sie einen besonderen Status hätten. Das Wörtchen „mit“ hat die Bedeutung von „inklusiv“. Sie werden also auf eine Stufe mit den Heiligen gestellt (vgl. [Apg 20:28]). Aus [Apg 20:17].[Apg 20:28] und [Tit 1:5].[Tit 1:7] geht hervor, dass „Aufseher“ dasselbe bedeutet wie „Ältester“. „Ältester“ weist mehr auf die Reife der Person hin; sie hat eine gewisse Lebenserfahrung. Bei „Aufseher“ geht es mehr um die Aufgabe, um die Arbeit, die getan wird.
Es würde mich nicht wundern, wenn du Fragen über das Anstellen von Ältesten hast. Darüber kann ich ein paar Dinge sagen. Im Neuen Testament liest man dreimal über das Anstellen von Ältesten [Apg 14:23]; [Apg 20:28]; [Tit 1:5]. Aus diesen Schriftstellen geht nicht hervor, dass die Gemeinde sie anstellt. Man liest von Aposteln, die sie zum Nutzen für die Gemeinde anstellen [Apg 14:23]; man liest, dass sie vom Heiligen Geist „gesetzt“ sind [Apg 20:28]; und man liest, dass jemand anders sie im Namen eines Apostels anstellt [Tit 1:5]. Da wir keine Apostel mehr haben und demnach auch keiner mehr im Namen eines Apostels handeln kann, wird es schwierig, heutzutage auf der Grundlage der Bibel Älteste anzustellen.
Sind Älteste denn nicht nötig? Und wird nicht in [1Tim 3:1]-[1Tim 3:7] über die Kennzeichen eines Aufsehers gesprochen? Sicherlich. Ich habe auch nicht gesagt, dass es sie nicht mehr gibt. Ich habe nur gesagt, dass sie nicht offiziell von der Gemeinde angestellt werden können. Gläubige, die den Herrn schon länger kennen und ihren Weg mit Ihm gehen, werden angespornt, nach einem Aufseherdienst zu trachten [1Tim 3:1]. Zum Glück gibt es örtliche Gemeinden, die solche Männer in ihrer Mitte haben.
Diener sind Menschen, die die Sorge für die materiellen Angelegenheiten übernommen haben. Das ist kein geringerer Dienst als der eines Aufsehers, nur ein anderer. Der Aufseher kümmert sich vor allem um die geistlichen Belange der Gläubigen. Beide haben es nötig, in ihrem Dienst unmittelbar vom Herrn abhängig zu sein. Sie dürfen keine Vetternwirtschaft betreiben. Das Ansehen der Person muss ihnen fremd sein. Nur dann werden sie ihre Arbeit zum Nutzen der Heiligen und zur Ehre des Herrn tun können.
Paulus beschließt die Eingangsworte mit den gebräuchlichen Segenswünschen. Er wünscht seinen Lesern für ihr alltägliches Leben praktische Gnade und inneren Frieden. Gnade ist freie, unverdiente Gunst. Leben im Bewusstsein verliehener Gnade wird ein Leben sein, in dem der Friede Gottes erfahren wird. Er wünscht ihnen, dass diese Gnade und dieser Friede ihnen von den beiden göttlichen Personen gegeben werden, mit denen sie in Verbindung gebracht sind. Der Vater und der Herr Jesus haben das größtmögliche Interesse an den Gläubigen. Die Gläubigen genießen Gnade und Friede, wenn sie das größtmögliche Interesse an allem haben, was den Vater und den Herrn Jesus betrifft. Im Licht dieses Briefes kann man wohl sagen, dass Gnade und Friede die ganze christliche Erfahrung umfassen. Alles, was du in Bezug auf die Bildung des Charakters als Christ erlebst, kannst du damit in Verbindung bringen.
Der Grundton des Briefes ist Dankbarkeit. Wenn Paulus an die Philipper denkt, fängt er spontan an zu danken. Vielleicht erkennst du das wieder. Wenn du an bestimmte Menschen denkst, bekommst du auch bestimmte Gefühle, die du manchmal einfach nicht unterdrücken kannst. Die Gefühle entsprechen dem, was diese Menschen für dich bedeuten. Wenn man negative Erfahrungen mit ihnen gemacht hat, wird das Herz, wenn man an sie denkt, nicht wirklich von Dankbarkeit überfließen. Wenn es allerdings Menschen sind, denen du viel zu verdanken hast, dann sieht die Sache ganz anders aus. Wie glücklich und dankbar machen einen Menschen doch gute Erinnerungen. So ist das auch hier bei Paulus, wenn er an die Philipper denkt. Er lässt sie wissen, dass er Gott für sie dankt. Gott hatte dafür gesorgt, dass dieses Band der Gemeinschaft da war.
Die Gedanken des Paulus sind erfüllt von der Beteiligung der Philipper, und deshalb betet er immer für sie und dankt Gott für jede Erinnerung an sie. Daraus kann man auch eine andere Tatsache lernen. Sein Gebet für sie ist weder eine Last noch eine Klage vor Gott, sondern verursacht ein Festgefühl bei ihm. Er betet "mit Freude" und zwar "für euch alle", also für sie alle.
Es sieht so aus, als gäbe es in dieser Gemeinde keine Ausnahmen. Sie waren alle völlig in das Evangelium beteiligt, das Paulus predigte. Auch jetzt, während er im Gefängnis ist, sind sie alle Teilnehmer am Evangelium. Sie standen immer neben ihm. Die Gabe, das sie ihm schickten, bezeugt es. Ich bin eifersüchtig auf eine solche Gemeinde. Du nicht auch?
Die Philipper waren nicht einfach nette Leute, sie waren seine Brüder und Schwestern. Mit ihnen teilte er den Glauben an den Herrn Jesus, und mit ihnen teilte er das Zeugnis, das er von Ihm gab. Sie hatten das Evangelium am ersten Tag, als sie es von ihm gehört hatten, angenommen [Apg 16:14].[Apg 16:33].[Apg 16:34]. Anschließend haben sie ihn bei seiner Predigt des Evangeliums unterstützt, und das nicht nur einmal im Überschwang der Gefühle. Es gibt Christen, die sich augenblicklich begeistern, wenn eine Großaktion für das Evangelium in Angriff genommen wird. Herrlich, mit so vielen Menschen etwas für den Herrn zu tun. Aber wenn die Aktion vorbei ist und das normale Leben wieder seinen Verlauf nimmt, ist es auch mit ihren Aktivitäten für das Evangelium vorbei. Das war bei den Philippern anders. Ihre Verbundenheit mit dem Evangelium war keine Anwandlung, keine zeitlich begrenzte Rührung: sie dauerte an „bis jetzt“.
Paulus ist voll davon. Wenn er Gott daher für sie dankt, betet er auch gleich für sie. In jedem Gebet ist Lob: Die Philipper kommen darin vor. Davon kann man wirklich etwas lernen. Sein Gebet für sie ist keine Last, kein Klagelied über sie Gott gegenüber. Es bewirkt bei ihm ein Festgefühl. Er betet „mit Freuden“, und das für sie alle. Es scheint so, dass es keine Ausnahmen in der Gemeinde gab. Sie waren alle vollständig am Evangelium, das Paulus predigte, beteiligt. Auch jetzt, während er im Gefängnis saß, waren sie „Teilnehmer“ des Evangeliums. Sie standen immer noch hinter ihm. Die Gabe, die sie gesandt hatten, zeugte davon. Auf solch eine Gemeinde bin ich schon ein kleines bisschen neidisch. Du nicht?
Paulus ist Realist genug, um zu sehen, dass das „bis jetzt“ keine Endstation ist. Die Philipper müssen noch eine Wegstrecke gehen. Er hat dabei jedoch volles Vertrauen und sieht dem Ende mit Freuden entgegen. Die Früchte, die er bei den Philippern wahrnahm, waren das Ergebnis des guten Werkes Gottes in ihrem Leben. Das gab ihm Vertrauen für die Zukunft. Er kannte Gott gut genug, um zu wissen, dass Er sein Werk in ihnen fortsetzen und vollenden würde. Die Vollendung würde am Tag Christi kommen.
Der Tag Christi ist der Tag, an dem Christus in Herrlichkeit erscheinen wird. Das ganze christliche Leben spielt sich zwischen zwei Tagen ab: dem „ersten Tag“ [Vers 5] und „dem Tag Christi“. Der „erste Tag“ ist der Anfang des Wettlaufs, der Tag, an dem sie (und wir) das Evangelium hörten und annahmen. „Der Tag Christi“ ist die Zeitspanne, in der Christus öffentlich die Herrschaft über die Welt antreten wird [Ps 2:8]. Für uns beginnt der Tag damit, dass wir „in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft“ entrückt werden [1Th 4:16].[1Th 4:17], und daran anschließend werden wir „vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden“ [2Kor 5:10]. Dann werden wir mit den Augen des Herrn auf unser Leben zurückblicken und zu derselben Beurteilung darüber kommen wie Er. Wir werden Ihm gleich sein [1Jo 3:2]. Gottes Werk in uns ist dann vollendet.
Weiterhin fällt auf, dass Paulus nicht als Apostel schreibt. Er stellt sich selbst und Timotheus als „Knechte Jesu Christi“ vor. Ein Knecht oder Sklave Christi ist von Ihm gekauft worden, damit er frei wäre. Wer sich bewusst macht, welchen Preis der Herr Jesus bezahlt hat, wird immer Sklave sein wollen. Indem er über sich selbst und Timotheus als Knechte schrieb, stellte er sich auf das Niveau der Philipper. Der Inhalt des Briefes wiegt nicht schwerer, wenn apostolische Autorität damit verbunden wird. Es geht um das entsprechende Vorbild. Das geschieht in seinem Leben als Knecht, nicht aufgrund seiner Stellung als Apostel. Hätte er als Apostel geschrieben, hätte es so aussehen können, als müsste man für das Sammeln christlicher Erfahrung den Status eines Apostels haben. Die christliche Erfahrung, um die es ihm in diesem Brief geht, ist nichts Apostolisches; die Erfahrung liegt im Bereich jedes „gewöhnlichen“ Christen. Sie betrifft jeden Christen, der ein Knecht des Herrn Jesus ist. Liebe zum Herrn Jesus ist das Motiv, damit das, was uns durch den Brief mitgeteilt wird, in unserem Leben wahr wird. Es ist kein Diktat von oben.
Paulus hat wirklich alle Gläubigen im Blick; das sehen wir an der Art und Weise, wie er sich an sie richtet. Er schreibt an alle „Heiligen“. Davon ist also niemand ausgeschlossen. Durch den Gebrauch des Wörtchens „alle“ macht er auch klar, dass er über allen Parteien und Unterschieden steht. Und weil die christliche Erfahrung etwas Persönliches ist, schreibt er nicht an „die Gemeinde in Philippi“, sondern an die Heiligen. Diese Heiligen sind „in Christus Jesus“. Das ist ihre geistliche Stellung. Sie sind auch Heilige, „die in Philippi sind“. Darin sehen wir ihre irdische Stellung. In Philippi spielt sich ihr gesellschaftliches und gemeindliches Leben ab; dort haben sie ihre Verantwortung, und dort legen sie ihr Zeugnis ab. Das kannst du auch auf dich selbst anwenden. Du bist in Christus Jesus von der Welt abgesondert (das ist die Bedeutung des Wortes „heilig“). Du gehörst nicht mehr dazu. In Christus bist du abgesondert, um für Gott zu leben. Das tust du an dem Ort, wo du wohnst, wo sich dein tagtägliches Leben abspielt.
Die „Aufseher und Diener“ werden zwar separat genannt, doch das bedeutet nicht, dass sie einen besonderen Status hätten. Das Wörtchen „mit“ hat die Bedeutung von „inklusiv“. Sie werden also auf eine Stufe mit den Heiligen gestellt (vgl. [Apg 20:28]). Aus [Apg 20:17].[Apg 20:28] und [Tit 1:5].[Tit 1:7] geht hervor, dass „Aufseher“ dasselbe bedeutet wie „Ältester“. „Ältester“ weist mehr auf die Reife der Person hin; sie hat eine gewisse Lebenserfahrung. Bei „Aufseher“ geht es mehr um die Aufgabe, um die Arbeit, die getan wird.
Es würde mich nicht wundern, wenn du Fragen über das Anstellen von Ältesten hast. Darüber kann ich ein paar Dinge sagen. Im Neuen Testament liest man dreimal über das Anstellen von Ältesten [Apg 14:23]; [Apg 20:28]; [Tit 1:5]. Aus diesen Schriftstellen geht nicht hervor, dass die Gemeinde sie anstellt. Man liest von Aposteln, die sie zum Nutzen für die Gemeinde anstellen [Apg 14:23]; man liest, dass sie vom Heiligen Geist „gesetzt“ sind [Apg 20:28]; und man liest, dass jemand anders sie im Namen eines Apostels anstellt [Tit 1:5]. Da wir keine Apostel mehr haben und demnach auch keiner mehr im Namen eines Apostels handeln kann, wird es schwierig, heutzutage auf der Grundlage der Bibel Älteste anzustellen.
Sind Älteste denn nicht nötig? Und wird nicht in [1Tim 3:1]-[1Tim 3:7] über die Kennzeichen eines Aufsehers gesprochen? Sicherlich. Ich habe auch nicht gesagt, dass es sie nicht mehr gibt. Ich habe nur gesagt, dass sie nicht offiziell von der Gemeinde angestellt werden können. Gläubige, die den Herrn schon länger kennen und ihren Weg mit Ihm gehen, werden angespornt, nach einem Aufseherdienst zu trachten [1Tim 3:1]. Zum Glück gibt es örtliche Gemeinden, die solche Männer in ihrer Mitte haben.
Diener sind Menschen, die die Sorge für die materiellen Angelegenheiten übernommen haben. Das ist kein geringerer Dienst als der eines Aufsehers, nur ein anderer. Der Aufseher kümmert sich vor allem um die geistlichen Belange der Gläubigen. Beide haben es nötig, in ihrem Dienst unmittelbar vom Herrn abhängig zu sein. Sie dürfen keine Vetternwirtschaft betreiben. Das Ansehen der Person muss ihnen fremd sein. Nur dann werden sie ihre Arbeit zum Nutzen der Heiligen und zur Ehre des Herrn tun können.
Paulus beschließt die Eingangsworte mit den gebräuchlichen Segenswünschen. Er wünscht seinen Lesern für ihr alltägliches Leben praktische Gnade und inneren Frieden. Gnade ist freie, unverdiente Gunst. Leben im Bewusstsein verliehener Gnade wird ein Leben sein, in dem der Friede Gottes erfahren wird. Er wünscht ihnen, dass diese Gnade und dieser Friede ihnen von den beiden göttlichen Personen gegeben werden, mit denen sie in Verbindung gebracht sind. Der Vater und der Herr Jesus haben das größtmögliche Interesse an den Gläubigen. Die Gläubigen genießen Gnade und Friede, wenn sie das größtmögliche Interesse an allem haben, was den Vater und den Herrn Jesus betrifft. Im Licht dieses Briefes kann man wohl sagen, dass Gnade und Friede die ganze christliche Erfahrung umfassen. Alles, was du in Bezug auf die Bildung des Charakters als Christ erlebst, kannst du damit in Verbindung bringen.
Der Grundton des Briefes ist Dankbarkeit. Wenn Paulus an die Philipper denkt, fängt er spontan an zu danken. Vielleicht erkennst du das wieder. Wenn du an bestimmte Menschen denkst, bekommst du auch bestimmte Gefühle, die du manchmal einfach nicht unterdrücken kannst. Die Gefühle entsprechen dem, was diese Menschen für dich bedeuten. Wenn man negative Erfahrungen mit ihnen gemacht hat, wird das Herz, wenn man an sie denkt, nicht wirklich von Dankbarkeit überfließen. Wenn es allerdings Menschen sind, denen du viel zu verdanken hast, dann sieht die Sache ganz anders aus. Wie glücklich und dankbar machen einen Menschen doch gute Erinnerungen. So ist das auch hier bei Paulus, wenn er an die Philipper denkt. Er lässt sie wissen, dass er Gott für sie dankt. Gott hatte dafür gesorgt, dass dieses Band der Gemeinschaft da war.
Die Gedanken des Paulus sind erfüllt von der Beteiligung der Philipper, und deshalb betet er immer für sie und dankt Gott für jede Erinnerung an sie. Daraus kann man auch eine andere Tatsache lernen. Sein Gebet für sie ist weder eine Last noch eine Klage vor Gott, sondern verursacht ein Festgefühl bei ihm. Er betet "mit Freude" und zwar "für euch alle", also für sie alle.
Es sieht so aus, als gäbe es in dieser Gemeinde keine Ausnahmen. Sie waren alle völlig in das Evangelium beteiligt, das Paulus predigte. Auch jetzt, während er im Gefängnis ist, sind sie alle Teilnehmer am Evangelium. Sie standen immer neben ihm. Die Gabe, das sie ihm schickten, bezeugt es. Ich bin eifersüchtig auf eine solche Gemeinde. Du nicht auch?
Die Philipper waren nicht einfach nette Leute, sie waren seine Brüder und Schwestern. Mit ihnen teilte er den Glauben an den Herrn Jesus, und mit ihnen teilte er das Zeugnis, das er von Ihm gab. Sie hatten das Evangelium am ersten Tag, als sie es von ihm gehört hatten, angenommen [Apg 16:14].[Apg 16:33].[Apg 16:34]. Anschließend haben sie ihn bei seiner Predigt des Evangeliums unterstützt, und das nicht nur einmal im Überschwang der Gefühle. Es gibt Christen, die sich augenblicklich begeistern, wenn eine Großaktion für das Evangelium in Angriff genommen wird. Herrlich, mit so vielen Menschen etwas für den Herrn zu tun. Aber wenn die Aktion vorbei ist und das normale Leben wieder seinen Verlauf nimmt, ist es auch mit ihren Aktivitäten für das Evangelium vorbei. Das war bei den Philippern anders. Ihre Verbundenheit mit dem Evangelium war keine Anwandlung, keine zeitlich begrenzte Rührung: sie dauerte an „bis jetzt“.
Paulus ist voll davon. Wenn er Gott daher für sie dankt, betet er auch gleich für sie. In jedem Gebet ist Lob: Die Philipper kommen darin vor. Davon kann man wirklich etwas lernen. Sein Gebet für sie ist keine Last, kein Klagelied über sie Gott gegenüber. Es bewirkt bei ihm ein Festgefühl. Er betet „mit Freuden“, und das für sie alle. Es scheint so, dass es keine Ausnahmen in der Gemeinde gab. Sie waren alle vollständig am Evangelium, das Paulus predigte, beteiligt. Auch jetzt, während er im Gefängnis saß, waren sie „Teilnehmer“ des Evangeliums. Sie standen immer noch hinter ihm. Die Gabe, die sie gesandt hatten, zeugte davon. Auf solch eine Gemeinde bin ich schon ein kleines bisschen neidisch. Du nicht?
Paulus ist Realist genug, um zu sehen, dass das „bis jetzt“ keine Endstation ist. Die Philipper müssen noch eine Wegstrecke gehen. Er hat dabei jedoch volles Vertrauen und sieht dem Ende mit Freuden entgegen. Die Früchte, die er bei den Philippern wahrnahm, waren das Ergebnis des guten Werkes Gottes in ihrem Leben. Das gab ihm Vertrauen für die Zukunft. Er kannte Gott gut genug, um zu wissen, dass Er sein Werk in ihnen fortsetzen und vollenden würde. Die Vollendung würde am Tag Christi kommen.
Der Tag Christi ist der Tag, an dem Christus in Herrlichkeit erscheinen wird. Das ganze christliche Leben spielt sich zwischen zwei Tagen ab: dem „ersten Tag“ [Vers 5] und „dem Tag Christi“. Der „erste Tag“ ist der Anfang des Wettlaufs, der Tag, an dem sie (und wir) das Evangelium hörten und annahmen. „Der Tag Christi“ ist die Zeitspanne, in der Christus öffentlich die Herrschaft über die Welt antreten wird [Ps 2:8]. Für uns beginnt der Tag damit, dass wir „in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft“ entrückt werden [1Th 4:16].[1Th 4:17], und daran anschließend werden wir „vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden“ [2Kor 5:10]. Dann werden wir mit den Augen des Herrn auf unser Leben zurückblicken und zu derselben Beurteilung darüber kommen wie Er. Wir werden Ihm gleich sein [1Jo 3:2]. Gottes Werk in uns ist dann vollendet.
Zu dieser Erklärung dazugehörende Verse: 1-6
Verfasser: Ger de Koning Glaubensrichtung: evangelical Rang: Autor Verfasst am: 31.08.2022 |
Paulus und Timotheus werden zu Beginn des Briefes in einem Atemzug genannt. Das bedeutet nicht, dass Timotheus geholfen hat, den Brief zu schreiben. Er war beim ersten Besuch des Paulus in Philippi dabei gewesen, und deshalb war er den Heiligen dort bekannt. Nun ist »Timotheus« bei »Paulus«, als der Apostel seinen Brief schreibt.
Paulus war nun schon ein älterer Mann [Phil 9], während Timotheus noch recht jung war. So waren Jugend und Alter hier im Dienst des besten Herrn zusammen unter ein Joch gebunden. Jowett drückt das treffend aus: »Es ist die Vereinigung von Frühling und Herbst, von Begeisterung und Erfahrung, von Impulsivität und Weisheit, von liebevoller Hoffnung und ruhiger, reicher Zuversicht.« [1]
Beide werden als »Knechte Christi Jesu« beschrieben. Beide liebten ihren Herrn. Die Bande von Golgatha verpflichteten sie für immer, im Dienst für ihren Heiland zu stehen.
Der Brief ist an »alle Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind, samt den Aufsehern und Dienern«, gerichtet. Das Wort alle findet sich in diesem Brief recht oft. Paulus war an allen Kindern Gottes von Herzen interessiert.
Der Ausdruck »die Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind«, beschreibt die zweifache Stellung der Gläubigen. Ihrer geistlichen Stellung nach waren sie von Gott »in Christus Jesus« ausgesondert. Von ihrer geografischen Stellung her befanden sie sich in »Philippi«. So waren sie an zwei Orten gleichzeitig.
Dann erwähnt der Apostel die »Bischöfe und Diakone« (LU 1984). Die »Bischöfe« waren die Ältesten oder Aufseher in der Gemeinde – diejenigen, die als Hirten ein Interesse an der Herde Gottes hatten und sie durch ihr gottesfürchtiges Beispiel leiteten. Die »Diakone« waren dagegen Diener der Gemeinde, die sich wahrscheinlich in erster Linie mit materiellen Belangen, etwa den Finanzen, beschäftigten.
Es gab nur diese drei Gruppen in der Gemeinde – »Heilige«, »Bischöfe« und »Diakone«. Wenn es einen einzelnen »Geistlichen« gegeben hätte, der die Gemeinde leitete, so hätte Paulus ihn ebenfalls erwähnt. Doch er spricht hier nur von »Bischöfen« (Mehrzahl) und Diakonen (ebenfalls Mehrzahl).
Hier sehen wir, wie einfach das Gemeindeleben in dieser Anfangszeit war. »Die Heiligen« werden als Erste erwähnt, dann ihre geistlichen Leiter und schließlich die Diener, die ihnen in äußeren Fragen des Gemeindelebens zur Seite standen. Das ist alles!
Paulus war nun schon ein älterer Mann [Phil 9], während Timotheus noch recht jung war. So waren Jugend und Alter hier im Dienst des besten Herrn zusammen unter ein Joch gebunden. Jowett drückt das treffend aus: »Es ist die Vereinigung von Frühling und Herbst, von Begeisterung und Erfahrung, von Impulsivität und Weisheit, von liebevoller Hoffnung und ruhiger, reicher Zuversicht.« [1]
Beide werden als »Knechte Christi Jesu« beschrieben. Beide liebten ihren Herrn. Die Bande von Golgatha verpflichteten sie für immer, im Dienst für ihren Heiland zu stehen.
Der Brief ist an »alle Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind, samt den Aufsehern und Dienern«, gerichtet. Das Wort alle findet sich in diesem Brief recht oft. Paulus war an allen Kindern Gottes von Herzen interessiert.
Der Ausdruck »die Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind«, beschreibt die zweifache Stellung der Gläubigen. Ihrer geistlichen Stellung nach waren sie von Gott »in Christus Jesus« ausgesondert. Von ihrer geografischen Stellung her befanden sie sich in »Philippi«. So waren sie an zwei Orten gleichzeitig.
Dann erwähnt der Apostel die »Bischöfe und Diakone« (LU 1984). Die »Bischöfe« waren die Ältesten oder Aufseher in der Gemeinde – diejenigen, die als Hirten ein Interesse an der Herde Gottes hatten und sie durch ihr gottesfürchtiges Beispiel leiteten. Die »Diakone« waren dagegen Diener der Gemeinde, die sich wahrscheinlich in erster Linie mit materiellen Belangen, etwa den Finanzen, beschäftigten.
Es gab nur diese drei Gruppen in der Gemeinde – »Heilige«, »Bischöfe« und »Diakone«. Wenn es einen einzelnen »Geistlichen« gegeben hätte, der die Gemeinde leitete, so hätte Paulus ihn ebenfalls erwähnt. Doch er spricht hier nur von »Bischöfen« (Mehrzahl) und Diakonen (ebenfalls Mehrzahl).
Hier sehen wir, wie einfach das Gemeindeleben in dieser Anfangszeit war. »Die Heiligen« werden als Erste erwähnt, dann ihre geistlichen Leiter und schließlich die Diener, die ihnen in äußeren Fragen des Gemeindelebens zur Seite standen. Das ist alles!
Fußnote
[1] J. H. Jowett, The High Calling, S. 2.
Verfasser: William MacDonald Glaubensrichtung: presbyter Rang: Autor Verfasst am: 02.09.2022 |
Die angeführten Verserklärungen der einzelnen Personen haben mit den Erklärungen der anderen Personen nichts zu tun. Dies gilt auch für die Bibel Übersetzungen.