»Paulus« stellt sich hier als »Gefangener« vor, nicht als Apostel. Er hätte seine Autorität in den Vordergrund stellen können, doch er zieht es vor, von einer scheinbar niedrigen, weniger begünstigten Stellung aus zu appellieren. Doch vergoldet der Apostel diese niedrige Stellung mit der Herrlichkeit des Himmels, denn er ist »ein Gefangener Christi Jesu«. Keine einzige Minute will er als Gefangener Roms daherkriechen. Er sieht hinter dem Kaiser den König der Könige stehen. »Timotheus« war bei ihm, als er schrieb, und deshalb bezieht er diesen treuen Jünger ein, obwohl der Brief offensichtlich von Paulus stammt.
Der Hauptadressat ist »Philemon«. Sein Name bedeutet »Liebevoller«, und offensichtlich entsprach er diesem Namen, denn Paulus nennt ihn »geliebter … Mitarbeiter«.
Der Hauptadressat ist »Philemon«. Sein Name bedeutet »Liebevoller«, und offensichtlich entsprach er diesem Namen, denn Paulus nennt ihn »geliebter … Mitarbeiter«.
Verfasser: William MacDonald Glaubensrichtung: presbyter Rang: Autor Verfasst am: 15.02.2022 |
Wie in der Einleitung bereits erwähnt, tritt Paulus hier nicht als Apostel auf. Wenn er das gewollt hätte, hätte er seine Autorität gleich zu Anfang seines Schreibens herausgestellt. Er hätte das tun können, wie er später in Vers 8 sagt. Doch in diesem Fall sieht er davon ab. Es geht ihm nämlich nicht darum, eine Wahrheit zu entfalten oder zu verteidigen, sondern um etwas anderes. Er möchte Philemons Herz erreichen und von Herz zu Herz mit ihm reden. Deshalb betont er nicht die unterschiedlichen Positionen, die sie in der Gemeinde einnahmen, sondern das, was sie gemeinsam besaßen. Ausgangspunkt für das, was er Philemon sagen möchte, ist die Gnade, die sie beide von Gott empfangen hatten. Paulus geht eigentlich noch einen Schritt weiter, indem er als jemand auftritt, der Philemon um einen Gefallen bittet.
Aus dieser Haltung heraus will er seine eigenen Gefühle äußern und die von Philemon ansprechen, und zwar hinsichtlich einer Person, die sie beide kennen: Onesimus. Doch jeder von beiden kennt ihn auf eine andere Weise. Philemon kennt Onesimus von früher, Paulus kennt ihn, wie er jetzt ist. Zwischen damals und jetzt liegt die Bekehrung des Onesimus. Paulus kennt die schönen Folgen dieser Bekehrung. Philemon kennt nur das frühere Leben des Onesimus mit seinen traurigen Folgen. Paulus weiß das. Er versucht auch nicht, die Vergangenheit von Onesimus schönzureden oder als weniger schlimm hinzustellen. Seine einzige Absicht ist es, Philemon dazu zu bewegen, Onesimus zu vergeben und wieder aufzunehmen. Deshalb tritt er so bescheiden auf.
Durch ein solches Auftreten zeigt er Philemon, wie er wünscht, dass Philemon als Herr des Onesimus den entlaufenen Sklaven behandeln sollte. Auf diese Weise würde Philemon die Gnade des Apostels zeigen können oder besser noch: die Gnade des Herrn. Der Herr hat sich tiefer erniedrigt als jeder andere es jemals getan hat. Nicht dass Er dadurch etwas aufgegeben hätte, das Er in sich selbst war. Doch Er konnte damit etwas tun, was Er auf keine andere Weise hätte tun können. Nur so konnte Er nämlich bei den Seinen ein inneres Empfinden seines gnädigen Handelns bewirken [Joh 13:13]-[Joh 13:15]. So konnte auch Paulus sein Apostelamt nicht verleugnen, er konnte es im Augenblick aber einmal hintanstellen und ein Beispiel für ein liebevolles Vorgehen geben. In dieser demütigen Haltung konnte er bitten, statt zu befehlen.
Paulus tritt hier also nicht als Apostel auf, sondern als „Gefangener Christi Jesu“. Schon das muss das Herz Philemons unmittelbar berührt haben. Der Absender des Briefes ist jemand, der um Christi willen leidet. Auch du wirst schnell einen Unterschied feststellen können zwischen jemandes Brief, dem es gut geht, und jemandes Brief, der in seinem Leben manche Rückschläge zu verarbeiten hat. Wenn Letzterer einen Brief schreibt, dann wird das, denke ich, einen stärkeren Eindruck machen. Paulus sagt damit gleichzeitig, dass er nicht ein Gefangener der Menschen war. Menschen waren für ihn nur Werkzeuge in der Hand des Herrn. Paulus wusste sich in der Hand des Herrn. Dass er jetzt im Gefängnis saß, war für ihn kein Schicksalsschlag. Nein, der Herr hatte ihn dorthin gebracht, um dort mit ihm, diesem „auserwählten Gefäß“, Gemeinschaft zu haben und dem Apostel die tiefsten Gedanken seines Herzens mitzuteilen. Dadurch haben wir nun drei Briefe, die uns die reichsten Segnungen der Christen mitteilen: die Briefe an die Epheser, die Philipper und die Kolosser.
In seiner Gefangenschaft hatte Paulus auch auf besondere Weise Gemeinschaft mit einem Bruder wie Epaphras, den das gleiche Los getroffen hatte ([Vers 23]; siehe auch [Kol 4:12]). Und wir sehen in diesem Brief auch, wie sein Herz an Onesimus hing, der ihm in seiner Gefangenschaft diente.
Es gibt noch einen zweiten Absender, Timotheus. Timotheus war zwar kein Apostel, hatte aber doch einen besonderen Platz in der Gemeinde. Doch auch davon ist hier keine Rede. Timotheus wird hier als „der Bruder“ vorgestellt, eine Bezeichnung, die man geradezu als einen Titel betrachten kann und die auch für Philemon galt. Es ist ein Titel von gewaltiger Bedeutung. Im allgemeinen Sinn umfasst der Ausdruck „Brüder“ auch Schwestern. Das versteht jeder, der weiß, dass der Herr Jesus sich nicht schämt, uns seine Brüder zu nennen [Hebr 2:11].[Hebr 2:12]. Dadurch verbindet Er sich mit allen Gläubigen. Paulus gebraucht diesen Titel mehrmals als einen Appell an Philemon [Vers 7].[Vers 20]. So wurde auch Paulus von Ananias direkt nach seiner Bekehrung angesprochen [Apg 9:17]. Und während seines Dienstes suchte das Herz des Apostels immer wieder Ruhe in der Gemeinschaft mit den Brüdern und Schwestern.
Brüder voneinander sind wir bis in alle Ewigkeit. Es ist eine ewige familiäre Beziehung, die durch das Werk des Herrn Jesus entstanden ist. Seine erste Äußerung der Freude nach seiner Auferstehung kommt in den Worten zum Ausdruck: „Geh aber hin zu meinen Brüdern.“ Die Gemeinschaft der Gläubigen mit ihrem Gott und Vater ist dieselbe, die der Herr Jesus mit seinem Gott und Vater hat [Joh 20:17].
Paulus wandte sich an Philemon. Der Name bedeutet „Liebender“ oder „liebreich“. Er hatte seinem Namen Ehre gemacht, wie man Vers 5 entnehmen kann. Er war reich an Liebe und hatte sie anderen erwiesen. Da blieb es nicht aus, dass er auch von anderen geliebt wurde. Wer liebt, wird selbst auch geliebt. Paulus hatte seine Liebe erfahren [Vers 7] und spricht deshalb von „dem Geliebten“. Philemon wurde von Gott geliebt, von Paulus und Timotheus und von allen, die Philemons Liebe beobachteten. Philemon zeigte auch Liebe für das Werk des Herrn. Er war ein „Mitarbeiter“ des Paulus und des Timotheus im Dienst für den Herrn. Das ist ein weiterer Beweis dafür, dass Paulus alles erwähnt, was ihn mit Philemon verbindet.
Die Annahme, dass Apphia die Frau von Philemon war, scheint mir nicht zu weit hergeholt zu sein. Es ist das einzige Mal, dass der Apostel in der Anrede seiner Briefe eine Frau erwähnt. In anderen Fällen passte das nicht, hier aber wohl. Apphia war selbst ja auch Leidtragende, vielleicht sogar die am meisten Geschädigte. Sie hatte einen Bediensteten verloren. Auch ihrem Namen fügt Paulus etwas hinzu. Er nennt sie „Schwester“ und bringt damit zum Ausdruck, dass sie durch das wunderbare Band des Glaubens an den Herrn Jesus miteinander verbunden waren. Auch hier deutet nichts darauf hin, dass Paulus in der Gemeinde einen höheren Platz hatte.
Archippus wird ein Mitbewohner gewesen sein, sonst wäre er in der Anrede nicht zusammen mit dem Familienoberhaupt und dessen Frau genannt worden. Man hat vermutet, dass er ihr Sohn war. Beweise dafür gibt es jedoch nicht. Es kann auch sein, dass er einfach nur für eine bestimmte Zeit bei ihnen im Haus war, vielleicht weil er Ruhe brauchte oder wieder zu Kräften kommen musste. Jedenfalls war er ein „Mitkämpfer“ im Evangelium. Es kann sogar sein, dass es ihm schwerfiel, sich wieder am Kampf zu beteiligen. Er musste nämlich angespornt werden, seinen Dienst zu erfüllen [Kol 4:17].
Die Tatsche, dass Paulus diese Namen erwähnt, drückt aus, dass sie Gemeinschaft miteinander hatten, dass sie also etwas Gemeinsames besaßen. Durch Christus sind sie miteinander verbunden und haben so Interesse füreinander. Alle Unterschiede hinsichtlich der gesellschaftlichen Stellung, des Geschlechts oder der Sprache sind für diese Gemeinschaft kein Hindernis. Im Licht des Kreuzes verschwinden alle Unterschiede. In der neuen Schöpfung ist Gott alles und in allen, und in Christus gibt es weder Juden (Paulus) noch Griechen (Philemon) noch Sklaven (Onesimus) noch Freie (Philemon), weder Mann (Philemon) noch Frau (Apphia) [Gal 3:28].
Die Sache ging auch die Gemeinde im Haus von Philemon etwas an. Zweifellos werden sie gewusst haben, was geschehen war. Wenn Onesimus zurückkehren würde, mussten sie auch wissen, wie das mit seiner Arbeit war. Sie mussten dann auch wissen, dass sie einen neuen Bruder hinzubekommen hatten. Die ganze Gemeinde sollte diesen entlaufenen Sklaven in der Gesinnung des Herrn Jesus aufnehmen.
Im Brief an die Kolosser schreibt Paulus nichts davon, dass Onesimus ein entlaufener Sklave war. Dort stellt er ihn nur als einen treuen und geliebten Bruder vor [Kol 4:9]. Von dem Problem zwischen Onesimus und Philemon brauchten nur die direkt Betroffenen etwas zu wissen. Darin liegt ein wichtiger Hinweis: Familienprobleme, die in einer Gemeinde auftreten, müssen nicht überall breitgetreten werden. Deshalb erwähnt Paulus im Brief an die Kolosser, der für alle Gläubigen in Kolossä bestimmt war, nichts davon.
Die Gemeinde in Philemons’ Haus war nicht das, was wir heute als „Hausgemeinde“ bezeichnen. Eine Hausgemeinde kann aus ganz verschiedenen Gründen entstehen. Sie besteht aus einer Anzahl von Gläubigen, die sich regelmäßig in einem Haus treffen, um sich über den Glauben an Christus auszutauschen. Jede Hausgemeinde besteht für sich. Man schätzt vor allem den kleinen Rahmen und erfährt dadurch einen stärkeren persönlichen Kontakt.
Es ist sicher nicht unbiblisch, eine Hausgemeinde zu bilden, aber das ist keine Gemeinde, wie sie dir in der Bibel begegnet. Ein Gemeinde im biblischen Sinn beachtet die Anordnungen, die besonders im Brief an die Korinther in Bezug auf das Zusammenkommen der Gemeinde gegeben werden. Das geschah auch im Haus von Philemon oder wo sonst noch von einer „Gemeinde im Haus“ die Rede ist (vgl. [Röm 16:5]; [1Kor 16:19]; [Kol 4:15]).
In der Bibel ist von der Gemeinde an einem bestimmten Ort die Rede. Dort mögen Gläubige an verschiedenen Stellen zusammenkommen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es an diesem Ort mehrere Gemeinden gibt. So kamen die ersten Christen an vielen Stellen in Jerusalem zusammen, um das Brot zu brechen [Apg 2:46]. Praktisch gesehen war es auch gar nicht möglich, mit mehreren Tausend Gläubigen an einer Stelle in Jerusalem zusammenzukommen.
Paulus beschließt seine Anrede mit dem bekannten Gruß. Gnade ist die unverdiente Gunst, durch die Gott, der Vater, und der Herr Jesus uns errettet haben und in der sie uns jetzt beistehen. Friede ist die entsprechende Folge. Es ist die Ruhe im Blick auf alle Umstände, und zwar durch das Bewusstsein, dass alles, was Er in seiner Liebe für seine Kinder bestimmt hat, in der Hand unseres Gottes und Vaters ist. Dasselbe gilt für den Herrn Jesus Christus, der der Herr seiner Diener ist.
Aus dieser Haltung heraus will er seine eigenen Gefühle äußern und die von Philemon ansprechen, und zwar hinsichtlich einer Person, die sie beide kennen: Onesimus. Doch jeder von beiden kennt ihn auf eine andere Weise. Philemon kennt Onesimus von früher, Paulus kennt ihn, wie er jetzt ist. Zwischen damals und jetzt liegt die Bekehrung des Onesimus. Paulus kennt die schönen Folgen dieser Bekehrung. Philemon kennt nur das frühere Leben des Onesimus mit seinen traurigen Folgen. Paulus weiß das. Er versucht auch nicht, die Vergangenheit von Onesimus schönzureden oder als weniger schlimm hinzustellen. Seine einzige Absicht ist es, Philemon dazu zu bewegen, Onesimus zu vergeben und wieder aufzunehmen. Deshalb tritt er so bescheiden auf.
Durch ein solches Auftreten zeigt er Philemon, wie er wünscht, dass Philemon als Herr des Onesimus den entlaufenen Sklaven behandeln sollte. Auf diese Weise würde Philemon die Gnade des Apostels zeigen können oder besser noch: die Gnade des Herrn. Der Herr hat sich tiefer erniedrigt als jeder andere es jemals getan hat. Nicht dass Er dadurch etwas aufgegeben hätte, das Er in sich selbst war. Doch Er konnte damit etwas tun, was Er auf keine andere Weise hätte tun können. Nur so konnte Er nämlich bei den Seinen ein inneres Empfinden seines gnädigen Handelns bewirken [Joh 13:13]-[Joh 13:15]. So konnte auch Paulus sein Apostelamt nicht verleugnen, er konnte es im Augenblick aber einmal hintanstellen und ein Beispiel für ein liebevolles Vorgehen geben. In dieser demütigen Haltung konnte er bitten, statt zu befehlen.
Paulus tritt hier also nicht als Apostel auf, sondern als „Gefangener Christi Jesu“. Schon das muss das Herz Philemons unmittelbar berührt haben. Der Absender des Briefes ist jemand, der um Christi willen leidet. Auch du wirst schnell einen Unterschied feststellen können zwischen jemandes Brief, dem es gut geht, und jemandes Brief, der in seinem Leben manche Rückschläge zu verarbeiten hat. Wenn Letzterer einen Brief schreibt, dann wird das, denke ich, einen stärkeren Eindruck machen. Paulus sagt damit gleichzeitig, dass er nicht ein Gefangener der Menschen war. Menschen waren für ihn nur Werkzeuge in der Hand des Herrn. Paulus wusste sich in der Hand des Herrn. Dass er jetzt im Gefängnis saß, war für ihn kein Schicksalsschlag. Nein, der Herr hatte ihn dorthin gebracht, um dort mit ihm, diesem „auserwählten Gefäß“, Gemeinschaft zu haben und dem Apostel die tiefsten Gedanken seines Herzens mitzuteilen. Dadurch haben wir nun drei Briefe, die uns die reichsten Segnungen der Christen mitteilen: die Briefe an die Epheser, die Philipper und die Kolosser.
In seiner Gefangenschaft hatte Paulus auch auf besondere Weise Gemeinschaft mit einem Bruder wie Epaphras, den das gleiche Los getroffen hatte ([Vers 23]; siehe auch [Kol 4:12]). Und wir sehen in diesem Brief auch, wie sein Herz an Onesimus hing, der ihm in seiner Gefangenschaft diente.
Es gibt noch einen zweiten Absender, Timotheus. Timotheus war zwar kein Apostel, hatte aber doch einen besonderen Platz in der Gemeinde. Doch auch davon ist hier keine Rede. Timotheus wird hier als „der Bruder“ vorgestellt, eine Bezeichnung, die man geradezu als einen Titel betrachten kann und die auch für Philemon galt. Es ist ein Titel von gewaltiger Bedeutung. Im allgemeinen Sinn umfasst der Ausdruck „Brüder“ auch Schwestern. Das versteht jeder, der weiß, dass der Herr Jesus sich nicht schämt, uns seine Brüder zu nennen [Hebr 2:11].[Hebr 2:12]. Dadurch verbindet Er sich mit allen Gläubigen. Paulus gebraucht diesen Titel mehrmals als einen Appell an Philemon [Vers 7].[Vers 20]. So wurde auch Paulus von Ananias direkt nach seiner Bekehrung angesprochen [Apg 9:17]. Und während seines Dienstes suchte das Herz des Apostels immer wieder Ruhe in der Gemeinschaft mit den Brüdern und Schwestern.
Brüder voneinander sind wir bis in alle Ewigkeit. Es ist eine ewige familiäre Beziehung, die durch das Werk des Herrn Jesus entstanden ist. Seine erste Äußerung der Freude nach seiner Auferstehung kommt in den Worten zum Ausdruck: „Geh aber hin zu meinen Brüdern.“ Die Gemeinschaft der Gläubigen mit ihrem Gott und Vater ist dieselbe, die der Herr Jesus mit seinem Gott und Vater hat [Joh 20:17].
Paulus wandte sich an Philemon. Der Name bedeutet „Liebender“ oder „liebreich“. Er hatte seinem Namen Ehre gemacht, wie man Vers 5 entnehmen kann. Er war reich an Liebe und hatte sie anderen erwiesen. Da blieb es nicht aus, dass er auch von anderen geliebt wurde. Wer liebt, wird selbst auch geliebt. Paulus hatte seine Liebe erfahren [Vers 7] und spricht deshalb von „dem Geliebten“. Philemon wurde von Gott geliebt, von Paulus und Timotheus und von allen, die Philemons Liebe beobachteten. Philemon zeigte auch Liebe für das Werk des Herrn. Er war ein „Mitarbeiter“ des Paulus und des Timotheus im Dienst für den Herrn. Das ist ein weiterer Beweis dafür, dass Paulus alles erwähnt, was ihn mit Philemon verbindet.
Die Annahme, dass Apphia die Frau von Philemon war, scheint mir nicht zu weit hergeholt zu sein. Es ist das einzige Mal, dass der Apostel in der Anrede seiner Briefe eine Frau erwähnt. In anderen Fällen passte das nicht, hier aber wohl. Apphia war selbst ja auch Leidtragende, vielleicht sogar die am meisten Geschädigte. Sie hatte einen Bediensteten verloren. Auch ihrem Namen fügt Paulus etwas hinzu. Er nennt sie „Schwester“ und bringt damit zum Ausdruck, dass sie durch das wunderbare Band des Glaubens an den Herrn Jesus miteinander verbunden waren. Auch hier deutet nichts darauf hin, dass Paulus in der Gemeinde einen höheren Platz hatte.
Archippus wird ein Mitbewohner gewesen sein, sonst wäre er in der Anrede nicht zusammen mit dem Familienoberhaupt und dessen Frau genannt worden. Man hat vermutet, dass er ihr Sohn war. Beweise dafür gibt es jedoch nicht. Es kann auch sein, dass er einfach nur für eine bestimmte Zeit bei ihnen im Haus war, vielleicht weil er Ruhe brauchte oder wieder zu Kräften kommen musste. Jedenfalls war er ein „Mitkämpfer“ im Evangelium. Es kann sogar sein, dass es ihm schwerfiel, sich wieder am Kampf zu beteiligen. Er musste nämlich angespornt werden, seinen Dienst zu erfüllen [Kol 4:17].
Die Tatsche, dass Paulus diese Namen erwähnt, drückt aus, dass sie Gemeinschaft miteinander hatten, dass sie also etwas Gemeinsames besaßen. Durch Christus sind sie miteinander verbunden und haben so Interesse füreinander. Alle Unterschiede hinsichtlich der gesellschaftlichen Stellung, des Geschlechts oder der Sprache sind für diese Gemeinschaft kein Hindernis. Im Licht des Kreuzes verschwinden alle Unterschiede. In der neuen Schöpfung ist Gott alles und in allen, und in Christus gibt es weder Juden (Paulus) noch Griechen (Philemon) noch Sklaven (Onesimus) noch Freie (Philemon), weder Mann (Philemon) noch Frau (Apphia) [Gal 3:28].
Die Sache ging auch die Gemeinde im Haus von Philemon etwas an. Zweifellos werden sie gewusst haben, was geschehen war. Wenn Onesimus zurückkehren würde, mussten sie auch wissen, wie das mit seiner Arbeit war. Sie mussten dann auch wissen, dass sie einen neuen Bruder hinzubekommen hatten. Die ganze Gemeinde sollte diesen entlaufenen Sklaven in der Gesinnung des Herrn Jesus aufnehmen.
Im Brief an die Kolosser schreibt Paulus nichts davon, dass Onesimus ein entlaufener Sklave war. Dort stellt er ihn nur als einen treuen und geliebten Bruder vor [Kol 4:9]. Von dem Problem zwischen Onesimus und Philemon brauchten nur die direkt Betroffenen etwas zu wissen. Darin liegt ein wichtiger Hinweis: Familienprobleme, die in einer Gemeinde auftreten, müssen nicht überall breitgetreten werden. Deshalb erwähnt Paulus im Brief an die Kolosser, der für alle Gläubigen in Kolossä bestimmt war, nichts davon.
Die Gemeinde in Philemons’ Haus war nicht das, was wir heute als „Hausgemeinde“ bezeichnen. Eine Hausgemeinde kann aus ganz verschiedenen Gründen entstehen. Sie besteht aus einer Anzahl von Gläubigen, die sich regelmäßig in einem Haus treffen, um sich über den Glauben an Christus auszutauschen. Jede Hausgemeinde besteht für sich. Man schätzt vor allem den kleinen Rahmen und erfährt dadurch einen stärkeren persönlichen Kontakt.
Es ist sicher nicht unbiblisch, eine Hausgemeinde zu bilden, aber das ist keine Gemeinde, wie sie dir in der Bibel begegnet. Ein Gemeinde im biblischen Sinn beachtet die Anordnungen, die besonders im Brief an die Korinther in Bezug auf das Zusammenkommen der Gemeinde gegeben werden. Das geschah auch im Haus von Philemon oder wo sonst noch von einer „Gemeinde im Haus“ die Rede ist (vgl. [Röm 16:5]; [1Kor 16:19]; [Kol 4:15]).
In der Bibel ist von der Gemeinde an einem bestimmten Ort die Rede. Dort mögen Gläubige an verschiedenen Stellen zusammenkommen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es an diesem Ort mehrere Gemeinden gibt. So kamen die ersten Christen an vielen Stellen in Jerusalem zusammen, um das Brot zu brechen [Apg 2:46]. Praktisch gesehen war es auch gar nicht möglich, mit mehreren Tausend Gläubigen an einer Stelle in Jerusalem zusammenzukommen.
Paulus beschließt seine Anrede mit dem bekannten Gruß. Gnade ist die unverdiente Gunst, durch die Gott, der Vater, und der Herr Jesus uns errettet haben und in der sie uns jetzt beistehen. Friede ist die entsprechende Folge. Es ist die Ruhe im Blick auf alle Umstände, und zwar durch das Bewusstsein, dass alles, was Er in seiner Liebe für seine Kinder bestimmt hat, in der Hand unseres Gottes und Vaters ist. Dasselbe gilt für den Herrn Jesus Christus, der der Herr seiner Diener ist.
Zu dieser Erklärung dazugehörende Verse: 1-3
Verfasser: Ger de Koning Glaubensrichtung: evangelical Rang: Autor Verfasst am: 18.07.2022 |
Die angeführten Verserklärungen der einzelnen Personen haben mit den Erklärungen der anderen Personen nichts zu tun. Dies gilt auch für die Bibel Übersetzungen.